Der junge José D.* fährt am Samstag mit seinem Skateboard von Tschappina GR ins Tal. In einer Rechtskurve vor dem Ort Urmein kommt er auf die Gegenfahrbahn und kracht frontal in ein entgegenkommendes Auto. José D. stirbt noch auf der Unfallstelle (BLICK berichtete).
Der 23-Jährige lebte in Ecuador. Dieser Tage war der ecuadorianisch-italienische Doppelbürger zu Besuch in der Schweiz, wo seine Mutter wohnt. Zudem soll er hier einen Job gesucht haben, um seine Familie in Ecuador zu ernähren, wie ein Freund auf Facebook schreibt.
Jetzt ist José tot. Gestorben einen Tag vor Muttertag.
Freundin im 7. Monat schwanger
Die Trauer in der kleinen, aber weltumspannenden Szene der Downhill-Skater ist gross. Im Netz nehmen hunderte Freunde Abschied. «Meine Gedanken sind bei deiner Familie, die dich erwartet hat, und besonders bei deiner Mutter, die einen grossen Verlust ertragen muss», schreibt einer.
Viel Mitgefühl erfährt auch seine Freundin Andrea G. Sie ist im 7. Monat schwanger mit einem Buben. Kurz vor der Abreise in der Schweiz postete José D. noch ein Bild mit ihr auf Instagram. «Der letzte Tag am Strand mit meiner Liebe... bald weitere Abenteuer in den Bergen», schrieb er dazu.
Seine Freundin Andrea, die selber Longboard fährt, stellte gestern ein Bild von sich und ihrem José auf Facebook – ohne Kommentar. Dafür bekunden fast 500 Freunde ihr Beileid.
«Bleib auf deiner Seite!»
Es gibt aber auch Ermahnungen: «Bleib auf deiner Strassenseite!», schreibt Pablo Q.* zur Polizeimeldung auf Facebook. Q. war am Samstag in der Gruppe mit José D. unterwegs.
D. war ein erfahrener und bekannter Downhill-Skater, und die Kurve, in der es zum Unfall kam, ist übersichtlich. «Er muss das entgegenkommende Auto übersehen haben. Es sieht nach einem schweren Fehler aus», sagt Samuel Cantieni, Präsident des Vereins Swiss Skate Van, zu BLICK.
Ein Freund, der José auf der Todesfahrt begleitete, schreibt: «Wir fuhren in die Rechtskurve, die normalerweise supersicher ist, weil man sieht, ob jemand entgegenkommt. Irgendwie kam José auf die falsche Seite und fuhr frontal in das Auto. Laut den Sanitätern starb er praktisch auf der Stelle an inneren Blutungen.»
Obwohl Downhill-Skaten extrem gefährlich aussieht, kommt es laut Experte Cantieni sehr selten zu Unfällen. Die Fahrer seien sehr vorsichtig. Es gäbe aber auch solche, die mit der Zeit immer grössere Risiken eingehen. «Wenn man knapp einem Unfall entgeht, erhält man ein positives Feedback. Je mehr so etwas passiert, desto mehr hat man das Gefühl, dass es ja klappt. Das ist ein fataler Mechanismus», sagt Cantieni.
«Ich will leben, aber nahe an den Tod kommen»
Offenbar war auch José D. diesem erlegen. Erst vor einem Monat postete er auf Instagram ein Bild mit folgender Aussage: «Jeder denkt, ich wünsche mir zu sterben. Nein, ich will leben, aber nahe an den Tod kommen, ist der einzige Weg, sich lebendig zu fühlen. Und wenn ich das tue, realisiere ich, dass alles, was du bislang getan hast, nicht wirklich leben war.» *Namen der Redaktion bekannt