Downhill-Experte Cantieni über den tödlichen Crash im Bündnerland
«Der erste Frontal-Crash in Europa»

Nach dem tödlichen Unfall von Downhill-Skater José D. (†23) im Büdnerland stellen sich viele Fragen: Wie gefährlich ist der Sport? Wie oft kommt es zu Unfällen? Und: Ist die Abfahrt mit dem Skateboard überhaupt legal? BLICK stellte diese und weitere Fragen Skate-Experte Samuel Cantieni.
Publiziert: 15.05.2017 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:42 Uhr
José (†23) tödlich im Bündnerland verunglückt
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Downhill-Skater raste frontal in ein Auto:José (†23) tödlich im Bündnerland verunglückt
Sascha Schmid

Am Samstagabend fuhr José D. (†23) ob Urmein GR frontal in ein entgegenkommendes Auto und starb noch auf der Unfallstelle. BLICK sprach mit Samuel Cantieni über den Unfall. Cantieni ist seit den 1990er Jahren Downhill-Skater und Präsident des Vereins Swiss Skate Van.

Samuel Cantieni, Präsident des Vereins Swiss Skate Van.

BLICK: Herr Cantieni, kennen Sie die Strecke, auf der José D.* ums Leben kam?

Samuel Cantieni: Ja, das ist praktisch vor meiner Haustür. Die Strasse fahre ich seit 1990. Sie ist sehr beliebt, weil sie sehr übersichtlich ist.

Wie konnte es dann zum Unfall kommen?

Offensichtlich hat er einfach das entgegenkommende Auto übersehen. Er muss einen schweren Fehler gemacht haben.

Wie gefährlich ist Downhill-Skaten?

Wir sind natürlich sehr exponiert und viel schlechter geschützt als zum Beispiel ein Autofahrer. Wenn es knallt, dann haben wir keine Chance. Dessen sind wir uns voll bewusst. Deshalb achten wir penibel auf die Sicherheit.

Es gibt sicher auch Ausnahmen.

Ja, es hat Leute, die nicht so vorsichtig sind und die mit der Zeit immer grössere Risiken eingehen. Wenn man knapp einem Unfall entgeht, erhält man ein positives Feedback. Je mehr so etwas passiert, desto mehr hat man das Gefühl, dass es ja klappt. Das ist ein fataler Mechanismus und ein Trugschluss, dem sich die Leute bewusst werden müssen.

Wie schützt man sich vor Unfällen?

Die wichtigste Regel lautet: «Stay in your lane» – bleib auf deiner Seite. Besonders an unübersichtlichen Stellen muss man sich unbedingt daran halten. Das ist tief in unserem Bewusstsein, darum sind alle schockiert, dass so etwas passiert ist.

Downhill-Skaten sieht extrem gefährlich aus. Gibt es oft Unfälle?

Im Verhältnis passiert sehr selten etwas. Ein tödlicher Frontalcrash ist bislang einmalig in ganz Europa. Vor etwa zwei Jahren gab es einen ähnlichen tödlichen Unfall in Kanda.

Kann man denn schnell genug bremsen?

Ja. Man stellt das Brett quer und fasst mit einem Handschuh auf die Strasse. So kann ich schneller bremsen als ein Velofahrer.

Wie sieht die rechtliche Situation aus?

Das Skaten mit dem Longboard auf der Strasse ist legal. Rollbretter gehören zur Kategorie «fahrzeugähnliches Gerät». Wir dürfen seit 2003 auf Nebenstrassen ohne Trottoir und mit wenig Verkehr fahren. Deshalb fahren wir oft auf Bergstrassen in abgelegenen Gebieten im Bündnerland. Die Schweiz ist aber eines von wenigen Ländern, wo es legal ist.

Haben Sie nie Probleme mit Anwohnern?

Doch manchmal rufen diese die Polizei. Wir informieren die Anwohner bevor wir fahren. Damit sie Bescheid wissen. Ein gutes Einvernehmen mit den Anwohnern ist uns sehr wichtig.

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