Üblicherweise erhalte die Bundespräsidentin etwa 30 Zuschriften pro Tag, sagte Eicher in der Sendung «Heute Morgen» vom Montag. Nun seien es deutlich mehr: «In den letzten Monaten hat sich die Anzahl der Zuschriften vervielfacht. Wir haben Tausende erhalten.»
Vier von fünf Zuschriften drehten sich um Corona. «Corona, Corona und nochmals Corona», so Sommarugas Sprecherin. In den anderen Departementen sei es ähnlich. Typische Briefschreiber in der Krise gebe es nicht. «Einige schreiben, dass sie zum allerersten Mal jemandem von der Regierung schreiben. Das zeigt auch, wie gewichtig die Sorgen sind.»
Die Tonalität gehe von freundlich, lobend zu besorgt, fordernd bis wütend und verzweifelt. Im Vergleich zum Frühjahr habe sich die Stimmung inzwischen verdüstert. Es zeige sich eine gewisse Corona-Müdigkeit.
So heisst es etwa in einem Bürgerbrief an die Bundespräsidentin, der im Radiobeitrag zitiert wurde: «Meine Hoffnung ist seit einigen Wochen, ehrlich gesagt, weg. Ich fühle mich im Stich gelassen, verloren und manchmal einfach wütend über die nicht einheitlichen Massnahmen der Behörden.»
In einem weiteren Schreiben aus dem Volk an Simonetta Sommaruga steht: «Wenn wir nicht parieren, werden wir gebüsst oder gar verhaftet, das Gewerbe geschlossen. Spüren Sie überhaupt noch, was mit den Menschen in diesem Land passiert?»
Teils seien Fachleute involviert, um Klarheit zu schaffen, sagte Eicher. Die Briefe seien so etwas wie ein Seismograph der Gesellschaft. Sie zeigten auch, wie bewegt die Bevölkerung sei. «Steigen beispielsweise die Fallzahlen, dann steigt auch die Zahl der Briefe und umgekehrt.»
(SDA)