Kommt ein Stern zu nahe an ein supermassereiches Schwarzes Loch heran, wird er von der extremen Anziehungskraft angesaugt und kann dabei in lange Fäden gezogen werden - ein Vorgang, der als «Spaghettifizierung» bekannt ist. Werden Stränge des Sterns in das Schwarze Loch gesaugt, entsteht ein Lichtblitz. Bisher hatten Astronomen Schwierigkeiten, diese Lichtblitze zu untersuchen, da sie oft durch einen Vorhang aus Staub und Trümmern verdeckt werden.
Die Forscher rund um den Erstautor Matt Nicholl von der britischen Universität Birmingham konnten nun das Phänomen des sogenannten Tidal Disruption Event in noch nie dagewesener Ausführlichkeit untersuchen. Es war zudem mit etwas mehr als 215 Millionen Lichtjahren Entfernung von der Erde der bislang am nächsten liegende Vorgang dieser Art.
«Die Vorstellung, dass ein Schwarzes Loch einen nahen Stern ansaugt, klingt wie Science Fiction», sagte Nicholl. «Aber genau das passiert bei einem Tidal Disruption Event.» Da die Astronomen den Lichtblitz nur kurze Zeit nach dem Zerreissen des Sterns entdeckten, konnten sie beobachten, wie sich der Vorhang aus Staub und Trümmern aufbaute. Die Leuchtkraft nahm im Verlauf von etwa sechs Monaten zunächst zu und verblasste dann allmählich.
Die Beobachtungen liessen darauf schliessen, dass der Stern ungefähr die Masse unserer Sonne habe, sagte Nicholl. Das Schwarze Loch sei hingegen «ein Monster, das über eine Million Mal massereicher ist». Das Team hofft, dass seine Entdeckung dazu beiträgt, das Verhalten von Materie in der Gravitationsumgebung supermassereicher Schwarzer Löcher besser zu verstehen. Ihre jüngsten Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin «Monthly Notices of the Royal Astronomical Society».
https://doi.org/10.1093/mnras/staa2824
(SDA)