Der Verfasser dieses Kommentars ist ein Mensch. Ich weiss es – denn ich bin es, der ihn geschrieben hat. Im Jahr 2050 wird man bei Kommentaren nicht mehr so sicher sein, ob der Autor ein Lebewesen ist.
Bereits heute gibt es Schreibroboter. Sie können aus Börsendaten sinnvolle Kommentare verfassen. Die sind dann zwar etwas technokratischer formuliert als Texte von Finanzjournalisten, aber inhaltlich präziser – und garantiert fehlerfrei.
BLICK hat diese Woche untersucht, wie wir in jenem fernen und doch so nahen Jahr 2050 leben werden – wie wir arbeiten, wie wir essen, wie alt wir werden, wie Sex dann aussehen wird. Und am morgigen Sonntag stimmen wir darüber ab, woher dann die Elektrizität kommen soll.
Gewaltige Veränderungen stehen uns bevor, nicht zuletzt in der Arbeitswelt. 3-D-Drucker revolutionieren die industrielle Produktion, selbstfahrende Autos den Verkehr, Videobrillen das Bildungswesen, Drohnen die Logistik.
Den Robotern wird die Welt gehören. ETH-Professor Roland Siegwart: «Sie werden Autos lenken, Kleider waschen oder Geschirr einräumen. Technologien sollen uns unangenehme Arbeiten abnehmen, damit wir mehr Zeit für zwischenmenschliche Beziehungen haben.»
Ob wirklich alles genau so kommt? Im Kultfilm «Zurück in die Zukunft» von 1989 gibt es eine Zeitreise ins Jahr 2015. Die «Schweiz am Sonntag» hat untersucht, was von den damaligen Zukunftsideen Realität geworden ist: Drohnen, Smartbrillen und Videotelefonie sehen heute ziemlich genau so aus wie im Hollywood-Film vor knapp dreissig Jahren. Fliegende Autos, Hologramm-Kinofilme und Zeitreisen dagegen sind, was sie schon damals waren: Science-Fiction.
Sicher ist: Die Freizeit wird bequemer und der Arbeitsmarkt härter. Gemäss einer Oxford-Studie ist bis 2050 die Hälfte aller heutigen Arbeitsplätze verschwunden. Stattdessen entstehen neue. Novartis hat am Donnerstag veranschaulicht, wie das geht: Der Pharmakonzern streicht in Basel 500 einfache Jobs in der Produktion. Im Gegenzug entstehen 350 hoch qualifizierte in der Medikamentenentwicklung.
Weil aber nicht aus jedem Arbeiter ein Medikamentenentwickler werden kann, muss digitale Revolution noch eine drängende Frage beantworten: Wie will sie diejenigen Menschen mitnehmen, die nicht für höhere Jobs qualifizierbar sind? Falls dafür nicht bald eine Lösung vorliegt, wird aus der digitalen eine politische Revolution – Anzeichen dafür sehen wir mit der verrückten Wahl von Donald Trump in den USA, mit dem riesigen Stimmenzuwachs von Marine Le Pen in Frankreich, mit dem Aufkommen der AfD in Deutschland. Alle diese Phänomene beruhen zu einem grossen Teil auf der Zukunftsangst der Wahlberechtigten.
Zukunftsangst ist kein schönes Gefühl. Aber sie zwingt uns, zu lernen, neu nachzudenken. Und zwar bald. Denn wenn gesellschaftliche Probleme eines Tages nicht mehr nur virtuell sein sollten, sondern echt, ist es zum Nachdenken zu spät.
Für Menschen wie für Computer …