Angemessen wäre Empörung. Stattdessen gibt es empörend grosses Verständnis für den Gemeindeschreiber von Boswil AG, der Selbstjustiz propagiert und gegen Asylsuchende hetzt.
Er sei ein guter Typ, heisst es im Dorf. «Kein böser Mensch» sagt der Gemeindeammann. «Geschätzt», so der Schulleiter, der sich eigens hingesetzt hat, um BLICK unaufgefordert eine ellenlange Verteidigungsschrift für den Kritisierten zu schreiben.
Er ist einer wie wir, so die Botschaft.
Was viele denken …
Und tatsächlich ist der gemeinsame Nenner dieser Leute, dass sie sich als aufrechte und anständige Bürger sehen, gewiss nicht als Fremdenfeinde. «Dani Wicki hat geschrieben, was viele Leute in unserem Land denken. Und niemals zu schreiben wagen...», sagt der Schulleiter.
Genau diese Selbstwahrnehmung als Aufrechte und Anständige ist ihr Problem.
Denn sie sind weder aufrecht noch anständig, wenn sie rassistische Äusserungen gutheissen. Wenn sie sich im Wahn suhlen, in der Schweiz herrsche Meinungsterror und die freie Rede sei bedroht.
Mär von der Zensur
Sie benutzen die Mär von der Zensur, um bewusst Grenzen zu überschreiten oder zumindest auf der Linie zäuseln zu können. Jene Grenzen, die freie Meinungsäusserung von Hetze, Verunglimpfung und Menschenverachtung trennen.
Ein Gemeindeschreiber verhöhnt diese Grenzen. Ein Gemeindeammann heisst dies gut. Ein Schulleiter – Vorbild für Kinder! – bringt unendlich viel Verständnis auf: Alles Personen im öffentlichen Dienst, die mit ihrem Verhalten den Gemeinsinn beleidigen und dem Rassismus Vorschub leisten. Es ist abstossend und furchterregend.