Gopfried Stutz
Apple soll nachhaltig sein? Dass ich nicht lache

Gibt es soziale Multis? Das ist nicht nur für linke Ideologen ein schwarzer Schimmel.
Publiziert: 17.11.2018 um 16:41 Uhr
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Claude ChatelainKolumnist und Wirtschafts-Publizist

Die Pensionskassen geraten von verschiedenen Seiten unter Druck, unser Erspartes nach nachhaltigen Kriterien anzulegen. Auch ich gerate von einschlägigen Organisationen wiederholt unter Druck. Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht an einen Anlass über nachhaltige Anlagen eingeladen werde. Rund um diesen Megatrend hat sich eine wahre Industrie gebildet. Das stimmt mich skeptisch.

Blenden wir zurück: Ende der Neunzigerjahre kamen Ökofonds in Mode. Man konnte sich ungefähr vorstellen, was für Aktien sich in solchen Finanzprodukten befinden. Wobei paradoxerweise auch Unternehmen wie der Ölmulti BP als grün galten – jedenfalls bis die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko die grösste Ölpest der Geschichte bescherte. BP galt damals als grün, weil der Ölmulti unter seinesgleichen angeblich die grössten Anstrengungen unternahm, um ökologische Sünden in Grenzen zu halten – mit mässigem Erfolg, wie wir inzwischen wissen.

Best of class nennt sich dieser Ansatz. Salopp könnte man sagen, es werden auch Dreckschleudern ins ökologische Aktienportefeuille aufgenommen, sofern sie weniger Dreck verschleudern als ihre Mitbewerber.

Andere grüne Fonds definieren dagegen Ausschlusskriterien. Sie versprechen zum Beispiel, aus Prinzip nicht in Tabak- und Rüstungsaktien zu investieren. Doch diese Fonds haben das Problem, dass sie im Renditevergleich mit konventionellen Fonds kaum Schritt halten konnten.

Heute spricht man kaum noch von grünen Fonds, nur noch von nachhaltigen. Nachhaltig ist ein Unternehmen, wenn es sich punkto Umwelt, sozialer Verantwortung und einer guten Unternehmensführung vorbildlich verhält. Es sind dies die ESG-Kriterien: Environmental, Social, Governance. Damit ist das Kriterium Umwelt mit zwei weiteren Kriterien ergänzt worden. 

Wie weit ein Unternehmen ökologisch agiert, sollte man noch halbwegs beurteilen können. Aber sozial? Gibt es überhaupt börsenkotierte Unternehmen, die sozial sind? Soziale Multis? Das ist nicht nur für linke Ideologen ein schwarzer Schimmel.

Nehmen wir als Beispiel den F&C Responsible Global Equity. Dieser Fonds wird unter anderem von Postfinance vertrieben, die bei der Zusammenstellung ihres beschränkten Fondssortiments hohe Anforderungen stellt. In diesem Nachhaltigkeitsfonds stellt Apple mit 4,7 Prozent die grösste Position. Amazon kommt auf 3,3 Prozent. Dass ich nicht lache.

Apple, Google, Microsoft, Facebook und Amazon sind die «Big Five» der Techbranche. Kein ernstzunehmender Ökonom wird abstreiten, dass diese Machtballung in der Hand einzelner Unternehmen nicht mit grossen Risiken verbunden ist. Der Markt hat hier versagt. Es ist ein Oligopol entstanden, in gewissen Bereich sogar ein Monopol. Gemessen an den ESG-Kriterien mögen Apple und Konsorten nachhaltig sein. Ich verstehe unter Nachhaltigkeit etwas anderes.

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