Frank A. Meyer
Nach der Tat

Publiziert: 07.12.2014 um 00:42 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:09 Uhr
Von Frank A. Meyer

Herrje! Oh Schreck! Schon wieder alles falsch!

Simonetta Sommaruga senkt die Einwanderungszahlen. Nur noch 6500 Fachkräfte aus Indien, China oder den USA sind jährlich in der Schweiz willkommen, 2000 weniger als dieses Jahr.

Damit handelt die sozialdemokratische Bundesrätin im Sinne der SVP-Initiative gegen Masseneinwanderung. Jedenfalls ging sie bisher davon aus.

Doch weit gefehlt. Christoph Blocher erklärt: «Die Ems war stets darauf angewiesen, Chinesen in die Schweiz zu holen, hier auszubilden und später wieder an den Standorten in China im eigenen Unternehmen einzusetzen.»

Darum sei Sommarugas Chinesen-Erlass nichts als «eine Dummheit».

Alles klar: Weil die Ems-Chemie, ein Unternehmen der Familie Blocher, Chinesen braucht, sind Chinesen als Einwanderer willkommen zu heissen – als Ems-Chinesen, was einem ganz besonderen Qualitätsstempel gleichkommt.

Überhaupt ist in Zukunft zu unterscheiden zwischen Ems-Einwanderern und anderen Einwanderern, mithin zwischen guten und schlechten ­Migranten, wobei erstere der Einfachheit halber als Blocher-Migranten zu bezeichnen wären.

Unter die schlechten Migranten, weil Nicht-Blocher-Migranten, fallen, um ein besonders lehrreiches Beispiel anzuführen, 55 ausländische Musiker in Basel. Ihnen droht Entfernung aus der Schweiz, also Ausschaffung. Für 19 von ihnen wird um eine Aufenthalts-bewilligung ersucht, weil sie schon länger hierzulande musizieren.

Angesichts des neuen Einwanderungsregimes ist ihnen nur schwer zu helfen. Doch womöglich verfügt ja der eine oder andere Geiger oder Trompeter oder Pianist über genügend Vermögen. Damit könnte er sich die Aufenthaltsbewilligung kaufen: als wirtschaftlich interessanter Ausländer.

Ja, reiche Einwanderer heisst das Blocher-Land willkommen. Sie müssen nicht einmal etwas können oder etwas tun. Genügend Geld genügt.

Eine besonders schöne Lösung für Basels bedrängte fremdstämmige Musiker wäre allerdings folgende: Die Ems gründet ein Firmenorchester. Eine stehende Ovation wäre dem Dirigenten der Schweizer Einwanderungspolitik sicher.

Wie aber sorgt nun die zuständige Bundesrätin dafür, dass sich wirklich nur noch gute Ausländer unter unsere peinlich behütete Bevölkerung mischen?

Ganz simpel, genau so simpel nämlich wie die Volksinitiative gegen die Masseneinwanderung selbst. Es bedarf künftig einer Selek­tion an der Grenze: Die guten Migranten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen, um es ganz unverfänglich auszudrücken. 

Und wer soll sie vornehmen, diese Auswahl? Hier ein Vorschlag zur Güte: Da am 9.Februar 2014 die Mehrheit des Volkes dem Geiste der SVP folgte, liegt es auf der Hand, dass an den Grenzübergängen kompetente SVP-Genossen das Einwanderungsgeschehen überwachen, neben Zöllnern und Grenzpolizisten quasi als Politkommissare.

So wäre denn alles aufs Vortrefflichste geregelt. Doch leider, leider, leider werden sich all jene dieser Einsicht verschliessen, die das Thema Masseneinwanderung noch einmal vors Volk bringen wollen, als Entscheidung: Bilaterale, ja oder nein?

Die finsteren Frevler aus Forscherlabors, Professorenstuben und Intellektuellenklausen unterstellen tatsächlich, das Volk habe sich geirrt.

Doch kann das Volk irren? Ist sein Wort nicht Gottes Wort? Vox populi vox Dei? Dies insbesondere dann, wenns dem Populisten-Papst bestens passt?

Aus der Überlieferung wissen wir: Nach der Tat hält der Schweizer Rat. 

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