Ein Forschungsteam um Laurence Bayer und Sophie Schwartz von der Universität und den Universitätsspitälern Genf hat untersucht, wie sich sanftes Wiegen während der Nacht auf die Schlafqualität von Probanden auswirkt. Die Schaukelbewegung liess die Studienteilnehmer demnach schneller einschlafen, seltener zwischendurch aufwachen und insgesamt mehr Zeit im Non-REM-Schlaf verbringen, zu dem auch der Tiefschlaf zählt. Davon berichten die Forschenden im Fachblatt «Current Biology".
In einer früheren Studie hatten sie bereits ähnliche Effekte festgestellt, wenn sie Probanden während eines 45-minütigen Nickerchens in einem sich wiegenden Bett schlafen liessen, wie es am Donnerstag in einer Mitteilung hiess. In der neuen Forschungsarbeit ging es jedoch darum, die Auswirkungen auf den Schlaf und die damit verbundenen Hirnwellen während der gesamten Nacht zu untersuchen.
Dazu liessen sie 18 junge Erwachsene drei Nächte im Schlaflabor verbringen. Die erste Nacht war zur Eingewöhnung gedacht. Von den nächsten beiden Nächten verbrachten sie eine in einem sich sanft wiegenden Bett, eine in einem identischen Bett, das sich aber nicht bewegte. Die dabei erhobenen Daten zur Schlafqualität der Teilnehmenden zeigten, dass ihnen die Wiegebewegung offenbar beim Ein- und Durchschlafen half - auch jenen, die ohnehin gute Schläfer waren.
Da sich Erinnerungen im Tiefschlaf konsolidieren, wollten die Wissenschaftler ausserdem prüfen, wie sich das Wiegen während der Nacht auf die Gedächtnisleistung der Probanden auswirkte. Sie liessen die Teilnehmenden daher am Abend Wortpaare lernen und fragten diese am nächsten Morgen ab. Beim morgendlichen Test schnitten die Probanden demnach besser ab, wenn sie während der Nacht gewiegt wurden.
Eine Analyse der Hirnaktivität im Schlaf zeigte, dass die Wiegebewegung Hirnwellen beeinflusst und offenbar dabei hilft, Nervenzellaktivitäten in Netzwerken im Hirn zu synchronisieren, die Thalamus und Grosshirnrinde verbinden. Diese Netzwerke spielen sowohl für den Schlaf als auch für die Gedächtniskonsolidierung eine wichtige Rolle.
In einer zweiten Studie, ebenfalls in «Current Biology", konnten Forschende um Paul Franken von der Universität Lausanne zeigen, dass die positiven Effekte des Wiegens auf den Schlaf offenbar artübergreifend gelten: Auch Mäuse schliefen schneller ein und insgesamt länger, wenn ihre Käfige sanft geschaukelt wurden. Allerdings fanden die Wissenschaftler keine Hinweise darauf, dass die Tiere auch tiefer schliefen - so wie die erste Studie es bei Menschen gefunden hatte.
In einem weiteren Schritt erforschten die Lausanner Wissenschaftler, durch welchen Mechanismus das Wiegen den Schlaf beeinflusst. Demnach spielt die rhythmische Stimulation der Otolithenorgane im Ohr, die für den Lagesinn verantwortlich sind, eine wichtige Rolle. Mäuse, bei denen diese Organe nicht funktionierten, schliefen bei Wiegebewegungen nicht besser. Welche Strukturen im Gehirn diese Reize weiterverarbeiten und zu besserer Schlafqualität führen, sollen weitere Studien klären helfen.
Die neuen Erkenntnisse aus den beiden Studien, die unter anderem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wurden, könnten Hinweise für neue Therapien liefern, um Patienten mit Schlafstörungen zu helfen, hoffen die Forschenden. Beispielsweise für ältere Menschen, die oft an schlechter Schlafqualität und Beeinträchtigung ihres Gedächtnisses leiden.