Berset trifft am WEF Trump und Modi
Bundesräte werden in Davos zu Wirtschaftsförderern

Treffen Schweizer Bundesräte ausländische Minister, geht es nicht nur um Small Talk und schöne Bilder. In den Sitzungszimmern ist auch knallharte Interessenpolitik angesagt.
Publiziert: 20.01.2018 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 09:08 Uhr
Bundespräsident Alain Berset hat grosse Pläne für das WEF in Davos.
Foto: Keystone
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Pascal Tischhauser und Andrea Willimann

Jetzt ist das diesjährige Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums ( WEF ), das am Dienstag in Davos GR startet, definitiv so hochrangig besetzt wie seit vielen Jahren nicht mehr. Denn nun hat auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (63) zugesagt .

Unsere Bundesräte wollen diese gute Ausgangslage nutzen, um Kontakte zu vielen Staatsoberhäuptern zu pflegen. Unter der Leitung von Bundespräsident Alain Berset (45) reisen vier weitere Bundesräte ans WEF , die bei ihren Treffen den Schwerpunkt auf die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen und das Verhältnis zur EU legen .

Zum Wochenstart kommt es zum Treffen mit Modi

Bereits am Montag kommt es zu einem Arbeitstreffen von Berset und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (65) mit dem indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi (67). Mit Indien stocken Verhandlungen über ein bilaterales Investitionsschutzabkommen – da tut Druck auf Ministerebene gut.

Vor allem aber strebt die Schweiz im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation ( Efta ) ein Freihandelsabkommen mit Indien an. Der Subkontintent
hat grosses Potenzial als Absatzmarkt für Produkte von Schweizer Unternehmen .

Ein solches Abkommen fegt die Zölle weg – oder reduziert sie zumindest massiv. Und so spricht Schneider-Ammann separat auch mit dem indischen Minister für Handel und Industrie, Shri
Suresh
Prabhu (64 ).

Freihandelsabkommen mit den USA gewünscht

Ein Freihandelsabkommen möchte die Schweiz auch mit den USA abschliessen. Ein erster Anlauf dazu war gescheitert. Das Treffen mit US-Präsident Donald Trump (71) könnte den Auftakt zu neuen Verhandlungen bilden.

Zwar gilt Trump nicht als Anhänger von multilateralen Freihandelsabkommen. Er sei aber kein Gegner von bilateralen Abkommen, stellt der Schweizer Botschafter in den USA, Martin Dahinden (63), gegenüber BLICK klar.

Wer Bundespräsident Berset am Donnerstag oder Freitag zum Gespräch mit der Trump-Administration begleitet, steht noch nicht fest. Anbieten würde sich auch hier der für Freihandelsabkommen zuständige Schneider-Ammann. Er kann schon mal den Boden dafür bereiten , wenn er den US-Arbeitsminister Alexander Acosta (49) trifft.

Mit Acosta spricht der Wirtschaftsminister über unser Berufsbildungssystem – ein Positiv-Thema, das die Amerikaner seit dem Treffen von Schneider-Ammann mit Trump-Tochter Ivanka vergangenen Sommer stark interessiert.

Verträge mit Indonesien und Mercosur sind im Fokus

Auch Indonesien und die südamerikanischen Staaten im Mercosur-Verbund sind interessant für die Schweizer Exportwirtschaft. So hat Wirtschaftsminister Schneider-Ammann Treffen mit Amtskollegen aus Indonesien und Argentinien vereinbart.

Vor allem das Mercosur-Abkommen wäre wichtig, weil die EU vor dem Abschluss eines Abkommens mit dem südamerikanischen Gemeinschaftsmarkt steht. Gelingt es der Schweiz nicht, zeitnah ebenfalls ein Freihandelsabkommen zu schliessen, müssten Schweizer Firmen 7 bis 35 Prozent höhere Zölle zahlen als die europäische Konkurrenz. «Da wären wir chancenlos», sagte Schneider-Ammann vor zehn Tagen zu BLICK.

Ob auch mit der britischen Premierministerin Theresa May (61) Gespräche geführt werden können, ist offen. Darin stünden neben der Aussenwirtschaft die Folgen des Brexits im Fokus.

Aussenminister Ignazio Cassis (56) wird den Fokus auf die Beziehungen zur EU und auf die Situation im Mittleren Osten legen. Zu einem offiziellen Treffen zwischen Berset und Jean-Claude Juncker (63) zum Thema Europa kommt es nicht. Berset bekam einen Korb: Der WEF-Terminplan des EU-Kommissionspräsidenten lasse das nicht zu, heisst es.

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