Die Taxifahrer am Flughafen im spanischen Saragossa beäugen unsere an Front und Heck noch leicht getarnten VW Touareg argwöhnisch. Die markante Front, wo der mächtige Kühlergrill und die Voll-LED-Matrix-Leuchten nun eine grosse Einheit bilden, ist noch mit Tarnfolie abgeklebt. Vor zu neugierigen Augen geschützt ist auch das komplett neu gestaltete Cockpit. Erst nachdem alle Smartphones verschwunden sind, darf ich die Abdeckung wegnehmen und VWs neuartiges Innovision-Cockpit bewundern.
Die Zukunft des VW-Cockpits
Wow! Zwei riesige 12 und 15 Zoll grosse Displays und eine hübsch gemachte Ambientebeleuchtung in 30 verschiedenen Farben sowie kaum noch Tasten setzen im Innern Akzente. Der gekrümmte Bedien-Touchscreen reagiert genauso schnell wie beim Smartphone auf unsere Befehle und ist selbst bei Sonnenlicht gut ablesbar. Die Bedienung bleibt intuitiv und übersichtlich, wie man dies von VW gewohnt ist. Das ganze Cockpit wirkt topmodern und viel frecher. Dazu gibts auf Wunsch optional noch ein Head-up-Display. Praktisch aber, dass der Drehschalter zur Wahl der Fahr- und Offroadmodi sowie das Rädchen für die Radiolautstärke die Renaissance überlebte. Doch fertig rumgespielt. Homebutton drücken, Navikarte gross ziehen und los gehts!
Touareg wird länger und breiter
Unsere kleine Touareg-Karawane setzt sich in Bewegung und wir fahren erstmal für ein kurzes Stück auf die Autobahn. Der böige Cierzo-Wind kennt kein Erbarmen und pfeift über unsere Fahrzeuge. War das nun ein ruppiger Lenkeingriff des aktiven Spurhalteassistenten oder der raue Wind? Kurzes Tastenspiel am Lenkrad, schon ist der Assistent deaktiviert. Und schnell spüren wir – es war der Wind. Schade, lässt sich dieser nicht auch per Knopfdruck deaktiveren. Doch den auf 4,88 Meter Länge (+ 8,0 cm) und stattliche 1,98 Meter Breite (+ 4,0 cm) angewachsenen, aber etwas flacheren SUV bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wir verlassen nun die Autobahn und fahren Richtung nordspanisches Hinterland.
Macht immer Laune
Die Strecke wird nun immer kurvenreicher, die Landschaft immer karger, und die Strassen immer schlechter. Mein Lächeln aber immer breiter. Denn egal, ob ich auf Stufe Eco, Comfort oder Sport unterwegs bin, der Touareg macht immer Laune. Sein Handling ist trotz den mächtigen Dimensionen und dem auf rund 2,5 Tonnen abgespeckten Gewicht erstaunlich leichtfüssig.
Wie auf Schienen fährt er mit permanentem 4x4 und serienmässiger 8-Gang-Automatik über die holprigen Strassen. Aktiver Wankausgleich mit elektromechanisch verstellbaren Stabilisatoren, Luftfederung und die bei über 37 km/h mitlenkende Hinterachse sorgen für eine zuvor nicht gekannt Stabilität und Agilität. Die bei weniger als 37 km/h gegen die Laufrichtung der Vorderräder einschlagenden Hinterräder erleichtern dagegen das Manövrieren und Parkieren und reduzieren den Wendekreis auf beeindruckende 11,19 Meter. Mein zweites Wow-Erlebnis!
Kraftvolle Motoren unter der Haube
Angetrieben wird die dritte Touareg-Generation von Dreiliter-V6-Turbomotoren. Der V6-Benziner mit 340 PS überzeugt mit guter Laufkultur und -ruhe, doch der V6-Diesel mit 231 beziehungsweise 286 PS passt fast besser zum Charakter des SUV. Sein üppiges Drehmoment (genaue technische Angaben gibts noch keine) von bestimmt 400 bzw. 600 Nm drückt uns mit Nachdruck in die bequemen Sitze und lädt förmlich zu sportlicher Fahrweise ein. Wer noch mehr Power im sonst schon souveränen Touareg mag, weil er den Allradler vielleicht als Zugfahrzeug (bis zu 3,5 Tonnen) einsetzen will, kann auf den 421 PS starken Vierliter-V8-Turbodiesel warten. Vorerst nur für China vorgesehen ist dagegen eine Plug-in-Hybridvariante mit 367 PS Systemleistung.
Bei uns startet der neue VW Touareg ab Ende Juni mit den V6-Dieseln. Der V6-Benziner folgt im Herbst und der V8-Diesel noch etwas später. Offizielle Preise sind zwar noch keine bekannt, aber mindestens 70'000 Franken dürften wohl schon fällig werden – leider kein drittes Wow-Erlebnis.