Entscheidung fällt Ende Mai
VW-Patriarch Piëch geht von Bord

Laut Gerüchten soll VW-Patriarch Ferdinand Piëch (79) kurz vor dem kompletten Machtverlust stehen. Und wieder kommt es dabei zu einem Familienstreit.
Publiziert: 25.03.2017 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:50 Uhr
Damals war die Welt noch in Ordnung: Ferdinand Piech präsentiert im März 2013 das Ein-Liter-Auto von VW, das nur einen Liter auf 100 Kilometer verbrauchen soll.
Foto: Werk
Raoul Schwinnen

Nicht nur das Leben, auch der Abgang des nächsten Monat 80-jährig werdenden Ferdinand Piëch böte Stoff für Hollywood. Während Jahrzehnten war der gebürtige Österreicher der mächtigste Mann im VW-Konzern und führte Volkswagen einst vom Fast-Ruin an die Weltspitze. Doch nach seinem Disput mit VW-Chef Martin Winterkorn, der Diesel-Affäre und dem Dauerknatsch mit den Miteigentümern seines eigenen Familienclans sowie der Familie Porsche trat der VW-Patriarch am 15. April 2015 überraschend von fast allen Ämtern zurück und blieb nur noch im Aufsichtsrat der Porsche SE.

Piech führte VW vom Fast-Ruin an die Weltspitze und war während Jahrzehnten der mächtigste Mann im Konzern.
Foto: Werk

Vorwürfe mit Folgen

Doch auch damit könnte bald Schluss sein. Laut deutschen Medienberichten scheinen sich die Familien Porsche und Piëch geeinigt zu haben, Ferdinand Piëch im Zuge einer Umstrukturierung des Kontrollgremiums der Porsche SE zu entmachten und ihm per Ende Mai sein Aufsichtsratsmandat zu entziehen. Mit ein Grund dafür sollen die kürzlich von Piëch gegenüber Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Betriebsratschef Bernd Osterloh, aber auch seinem Cousin Wolfgang Porsche erhobenen Vorwürfe sein, wonach diese Herren in ihrer Funktion als VW-Aufsichtsräte schon viel früher als von ihnen bislang zugegeben von den Abgas-Manipulationen in Amerika wussten.

Verhandlungen mit der Familie

Ferdinand Piëch war nie ein einfacher Mensch – gefürchtet von seinen Untergebenen, aber auch innerhalb der Verwandtschaft. So drohte Piëch erstmals vor zwei Jahren, sein Aktienpaket zu verkaufen (die Porsche SE hält rund 52 Prozent der Stammaktien und damit das Stimmrecht an der Volkswagen AG), und er trötzelte gleichzeitig, nie wieder mit Cousin Wolfgang Porsche gemeinsam einen Raum zu betreten. Doch mit eben diesem Cousin, der noch vor zwei Wochen am Genfer Salon stöhnte, man könne sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen, und weiteren Angehörigen der Familien Porsche und Piëch verhandelt der bald 80-Jährige nun, damit sie ihm seine Anteile abkaufen. Der «Alte», wie er heute noch ehrfurchtsvoll im VW-Konzern genannt wird, will also definitiv aussteigen. Und ruiniert so sein Lebenswerk – die Einheit von Auto, Geld und Familie im VW-Porsche-Imperium. Was für ein bitteres Ende des einst so genialen Automannes.

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