Mille Miglias gibts zwar viele – doch das einzig echte Rennen um die tausend Meilen findet jedes Jahr Mitte Mai zwischen dem norditalienischen Brescia und der Hauptstadt Rom statt. Längst gehts dabei nicht mehr darum, die knapp 1700 Kilometer mit Höchstgeschwindigkeit zurückzulegen. Die Bestzeit von 1955 (rund elf Stunden von Stirling Moss in einem Mercedes 300 SLR) liesse sich heute im dichten Verkehr sowieso nicht mehr unterbieten. Das Durchschnittstempo lag seinerzeit bei atemberaubenden 157 km/h. Nach ihrem Ende im Jahre 1957 wurde die Mille Miglia 1977 aus ihrem automobilen Dornröschenschlaf erweckt und ist seither offiziell eine Gleichmässigkeitsfahrt. Für die meisten der rund 450 Teilnehmer war daher die sonntägliche Zieleinfahrt in Brescia der eigentliche Sieg.
Ein Rennen als Mythos
«Die Mille Miglia ist ein Mythos», so der Schweizer Adrian Gattiker, der mit einem Mercedes 300 SL bereits zum dritten Mal teilnahm. «Dieser Mythos wird Realität, wenn man dann die Mille Miglia fährt. Es ist einfach einzigartig.» Zugelassen waren bei der «Mille» jene Fahrzeuge, die in den Veranstaltungsjahren des ursprünglichen Rennens von 1927 bis 1957 gebaut wurden. Wo sonst bekommt man noch in freier Wildbahn automobile Legenden wie Alfa Romeo 6C, Jaguar XK 120, Porsche 356 oder spektakuläre Vorkriegsmodelle wie die einzigartigen O.M. Modelle zu sehen? Gerade in den frühen Vorkriegsmodellen ist das 1700-Kilometer-Rennen eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine.
Begeisterung am Strassenrand
Wer die Mille Miglia mal hinter dem Steuer eines dieser grandiosen Klassikers erlebte, am Strassenrand Fähnchen geschwenkt bekam oder hunderte Hände begeisterter Fans abklatschte, kann die nach wie vor grosse Begeisterung der Beteiligten verstehen. Jeder Teilnehmer, der die Zielrampe in Brescia erreichte, fühlt sich als Sieger. Es gibt aber auch einen offiziellen: Die italienische Paarung Andrea Vesco/Andera Guerini mit der Startnummer 74 auf einem Alfa Romeo 6C 1750 Gran Sport aus dem Jahre 1931.