Unterwegs mit der Land Rover Experience Tour
Jenseits in Afrika

Die Land Rover Experience Tour will 2019 mit 15 Fahrzeugen abseits der üblichen Safari-Wege das Kavango-Sambesi-Gebiet im südlichen Afrika durchqueren. SonntagsBlick war bei der Suche nach anspruchsvollen Strecken schon vorab dabei.
Publiziert: 18.11.2018 um 05:42 Uhr
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Land Rover Experience Tour im südlichen Afrika.
Foto: Craig Pusey
Roland Löwisch

Nein, die Autofahrer sind nicht alle betrunken. Auch wenns so aussieht: Rund 50 Kilometer weit fahren alle Autos um uns bis hin zum riesigen LKW in Schlangenlinien und bis über den Asphalt hinaus. Oder besser: Über das, was von jenem übrig ist. Dieser Streckenabschnitt auf der etwa 300 Kilometer langen A3 zwischen Raka im Norden und Maun im Süden von Botswana besteht eigentlich nur aus Schlaglöchern. Reifen mordend, Geduld fordernd, Zeit fressend. Allerdings hat sich das Dag Rogge, Chef der Land Rover Experience Tour (LET), so nicht vorgestellt, als er mit seinem Team aufbrach, um anspruchsvolle Offroadpisten für die nächste Haupttour in Jahre 2019 zu finden.

Naturschutz überwindet Armut

Alle zwei Jahre schickt Land Rover eine Karawane aus Kunden und Journalisten in Gegenden, die man normalerweise nicht «er-fahren» kann. Für 2019 ist das südliche Afrika dran: Mit dann aktuellen Discoverys gehts auf «KaZa»-Tour. «KaZa» steht für «Kavango-Zambesi Transfrontier Conservation Area» und bezeichnet Afrikas grössten Schutzgebietsverbund: 2011 haben sich fünf südafrikanische Staaten entschlossen, über Ländergrenzen hinweg mit Unterstützung des WWF Naturschutzgebiete weiterzuentwickeln. So entstand um die Flüsse Kavango und Sambesi auf 44,4 Millionen Hektar das zweitgrösste Schutzgebiet der Erde, in dem rund 300'000 Elefanten leben. Es verbindet 36 Nationalparks und Wildreservate durch Korridore und soll so unter anderem Elefantenwanderungen ermöglichen. Dafür sind die örtlichen Gemeinden verantwortlich – und plötzlich sind Elefanten mehr wert als ihr Elfenbein, weil man an den Einnahmen des Tourismus beteiligt ist. Rogge will 2019 mit seiner medial stark unterstützten Reise das positive Vorhaben bekannter machen: «So überwindet der Naturschutz die Armut.»

Abenteuertour durch fünf Länder

Die Tour im Herbst des nächsten Jahres führt 2800 Kilometer weit und zwei Wochen lang durch fünf afrikanische Staaten. Gestartet wird an den Popa Falls in Namibia, dann gehts in und um den «Caprivi-Zipfel», eine namibische Ausbuchtung, begrenzt von den Flüssen Okavango, Cuando und Sambesi. Der Zipfel berührt Angola, Sambia, Zimbabwe und Botswana. Dort werden diverse Nationalparks touchiert, wie das Sioma Ngwez-Schutzgebiet. Geplant ist ein Besuch der Victoria Falls, dem höchsten Wasserfall Afrikas. Von da aus gehts in den Hwange Nationalpark über die «Hunter Road» nach Botswana und die Makgadikgadi-Salzpfannen, in Maun ist dann Schluss.

Einmal 50 Milliarden Dollar

Schon die Grenzübertritte sind ein Abenteuer. So wird von Sambia nach Zimbabwe ein Bündel Geldscheine angeboten – jeder der Scheine weist sich als 50'000'000'000er-Note in Zimbawe-Dollar aus (der grösste Schein war einst 100 Billionen). Dazu muss man wissen, dass diese Währung seit 2015 nicht mehr akzeptiert wird – die harte Währung sind hier US-Dollar. Und sich mit Essen einzudecken, macht keinen Sinn: Eine Packung Bisquits kostet in Zimbabwe volle 16 US-Dollar, drei Ananas 25 Dollar.

Am Zoll Autos baden, bitte

An einigen Grenzen muss man sich von Hand in einem grossen Buch austragen (Name, Wohnort, Autokennzeichen), um sich einige Meter weiter wieder in eines einzutragen. Die kleinen Grenzübertritte zwischen Zimbabwe und Botswana passieren pro Tag im Schnitt gerade mal drei Autos – da haben die Zollbeamten (oft Frauen) sehr, sehr viel Zeit, in den Autos nach Fleisch und Schuhen zu suchen. Fleisch darf man gar nicht in ein Nachbarland einführen, Schuhsohlen müssen gewaschen werden, damit keine Krankheiten verschleppt werden. Auch die Autos fahren durch ein Wasserbad.

Wildwechsel wie im Zoo

Ist die Suche nach abenteuerlichen Pfaden im Hwenge-Nationalpark beschwerlich, weil touristisch gut ausgebaut, fühlt man sich anderswo wie auf dem Mars. Die Hunters Road zum Beispiel ist eher ein teils breiter, teils sehr schmaler Grenzstreifen zwischen Zimbabwe und Botswana, der als Untergrund zwischen Sand und Fels alles bietet, was man als Herausforderung betrachten kann. Auf kaum benutzten Pisten im Hinterland kratzen steinharte Zweige mit Stacheln am feinen englischen Blechschutz. Hinzu kommt ständiger Tierwechsel – unvermittelt kreuzen Elefanten, Antilopen, Giraffen, Gnus, Zebras, Wasserbüffel, Warzenschweine und Affen, aber auch uns eher geläufige Wesen wie Ziegen, Rinder, Esel und Hühner. Dazu kommen Millionen von abgebrochenen Ästen und Zweigen, die in alle Richtungen ragen – Folge des ewigen Hungers der vielen Elefanten, die hier nicht nur tonnenweise Verdautes hinterlassen, sondern auch eine halb abgerupfte Buschwüste.

Konvoi mit Sandfahnen

Wir sind froh über die Luftfederung der ohne Besatzung, Zelte, Verpflegung und sonstiger Ausrüstung mehr als 2,2 Tonnen schweren Land Rover Discoverys. Zur Not kann die Bodenfreiheit auf maximale 28,3 Zentimeter erhöht werden. Trotz aller Vorsicht schlitzen messerscharfe Steine hier und dort den einen oder anderen Cooper-Zeon-LTZ-Reifen der Grösse 275/55 R 20 auf. In den Salzwüsten staubts so stark, dass unser Konvoi mehrere Kilometer auseinandergezogen werden muss, damit man als Fahrer überhaupt etwas sieht. Und spätestens, wenn die 258 PS starken Turbodiesel im hochtourigen «Sand»-Modus auf restlos weichem Geläuf wegen Überanstrengung und bei über 40 Grad Hitze um Kühlung flehen, ist das Abenteuer restlos da.

Vielleicht nach dem Regen

LET-Chef Dag Rogge überlegt, die Latte für die Haupttour trotz allem nochmals etwas höher zu legen. Ergeben weitere Erkundungen gleichzeitig Machbarkeit und erhöhte Spannung, will er erst nach der Regenzeit fahren. Dann wird sich das KaZa-Gebiet zeigen, wie es kaum jemand kennt: grün, jenseits der Vorstellungskraft verschlammt – und für Mensch und Maschine extrem anspruchsvoll.

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