Dass Alexandra «Alex» Mary Hirschi nicht nur Erfahrung vor der Kamera, sondern auch hinter dem Mikrofon hat, merken wir nach wenigen Sätzen. Im Videocall sprudeln die Wörter nur so aus der 38-Jährigen heraus. Es scheint fast, als hätte sie die Power der unzähligen Supersportwagen aufgesogen, bei denen sie in den vergangenen Jahren hinterm Steuer sass.
Kein Wunder hat Alex Hirschi viel zu erzählen. Die Australierin hat geschafft, von dem viele Menschen träumen: Sie ist zu einem der grössten Internetstars der Gegenwart aufgestiegen. Auf Youtube, Tiktok, Instagram und Co. schart «Supercar Blondie», wie sie sich auf ihren Social-Media-Kanälen nennt, mittlerweile mehr als 110 Millionen Follower hinter sich – und es werden täglich mehr. Supercar Blondie gilt als wichtigste Influencerin im Autobereich weltweit – sie ist die Königin unter den PS-Influencern. Dass es je so weit kommt, hätte Hirschi bis vor wenigen Jahren selbst nicht für möglich gehalten.
Vom Outback in die Wüste
Die Kindheit verbrachte sie (nicht glamourös, aber glücklich) auf einer Farm im australischen Outback im Bundesstaat Queensland – umgeben von Kühen, Pferden, Katzen und Hunden. Doch auch mit Autos kommt Hirschi früh in Berührung: Bereits mit 12 weiss sie, wie man ein Auto bewegt, die Fahrprüfung wenige Jahre später ist reine Formsache. Ihr erstes eigenes Auto: ein ganz normaler Mitsubishi Lancer.
Mehr zu Supercar Blondie
Bei einem Sprachaufenthalt 2001 in Bern lernt Alex Hirschi ihren heutigen Ehemann Nik kennen. «Liebe auf den ersten Blick» sei es gewesen. Zurück in Australien studiert sie Journalismus und Betriebswirtschaft und folgt 2008 schliesslich dem Ruf ihres Gatten, ihm des Jobs wegen in die Wüste zu folgen. Die neue Heimat der Hirschis heisst seitdem Dubai, die schillernde Metropole in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dort arbeitet Hirschi einige Jahre als Radiomoderatorin, bis sie ein Angebot der Edelmarke Bentley erhält, das sie nicht ablehnen kann: Sie dürfe sich für ein paar Tage die Luxuslimousine Flying Spur ausleihen – ganz unverbindlich.
Vom Radio zu den Supercars
Hirschi ist sofort Feuer und Flamme: Sie liebt den Duft des Leders, die Kraft des Motors, die Welt des Luxus. Und sie weiss, sie will mehr davon. Die damals 29-Jährige postet Bilder und Videos auf ihren privaten Social-Media-Kanälen. Das Feedback ist überwältigend. Kurz darauf erstellt Alex Hirschi auf Anraten von Ehemann Nik den Account Supercar Blondie – angelehnt an ihren bisherigen Spitznamen Radio Blondie. Schon nach einem Jahr und weiteren Beiträgen über teure PS-Boliden folgen ihr mehrere Millionen Menschen auf Facebook und Instagram. Fortan testet sie die teuersten, stärksten und exklusivsten Autos unseres Planeten – vom Supersportwagen bis zum Hollywood-Einzelstück. Ehemann Nik hängt seinen Job an den Nagel und wird zu Hirschis Manager.
Alleine wäre das Business kaum mehr zu stemmen – Supercar Blondie kann sich vor Angeboten kaum retten. Sie darf immer wieder als erste Aussenstehende ans Steuer zuvor nie gezeigter Prototypen wie dem Devel Sixteen – einem 5000 PS starken Hypercar, Kreation eines Milliardärs aus den VAE. Andere millionenteure Einzelstücke wie ein komplett aus Kohlefaser bestehender Lamborghini Veneno Roadster oder der Porzellan-Bugatti Veyron L'Or Blanc werden extra in die Wüste verfrachtet, damit der Social-Media-Star sie einem exklusiven Test unterziehen kann. Supercar Blondie hat Auftritte in bekannten Automagazinen wie «Top Gear» oder «Grip» und bekommt eine eigene Show beim deutschen Sender DMAX. 2019 zählt das Wirtschaftsmagazin «Arabian Business» sie zu den 30 einflussreichsten Frauen der arabischen Welt.
Schweiz als zweite Heimat
Der Einfluss der Hirschis wächst und wächst: Heute beschäftigt die SB Media Group mit Sitz in London und eigenem Designstudio in Prag 65 Angestellte. Zu Spitzenzeiten jettet das Erfolgspaar 300 Tage im Jahr um den Globus. «Viel zu viel», wie Alex Hirschi im Nachhinein weiss – 2020 folgt ein übles Burnout. Die Pandemie hätte sie vor dem Schlimmsten gerettet. Heute nähme sie sich zwischendurch wieder Zeit für sich selbst – etwas, das sie zu Beginn ihrer Influencer-Karriere nie gemacht hätte. Jeweils im Sommer seien sie zu Besuch in der Schweiz: «Es fühlt sich wie mein zweites Zuhause an. Ich esse einen Hörnlisalat, trinke ein Feldschlösschen und geniesse die wunderschönen Berge. Dank Nik spreche ich sogar ein paar Brocken Schweizerdeutsch.» Zu den hierzulande strengen Tempokontrollen sagt Hirschi: «Mit denen habe ich überall Probleme, nicht nur in der Schweiz!»
Probleme, die Bussgelder zu zahlen, dürfte sie hingegen keine haben: Dank ihrer enormen Reichweite verdient Supercar Blondie Millionen und hat mittlerweile selber einen beachtlichen Fuhrpark in der heimischen Garage. Dazu zählen spezialfolierte Supersportwagen wie ein McLaren 720S, eine opulente Mercedes G-Klasse von Tuner Brabus, zwei Rolls-Royce-Limousinen und der futuristische Tesla Cybertruck. «Das am meisten gehypte Auto im Moment, jeder will es haben.» Genau das sei der Grund, warum einer dieser stählernen Elektro-Pick-ups das allererste Auto überhaupt ist, das auf der soeben ins Leben gerufenen Auktionsplattform SBX Cars versteigert wird – das neueste Projekt der Hirschis (siehe Box).
Dass Supercar Blondie neu auch den Auktions-Hammer schwingt, kommt nicht von ungefähr: «Wenn Leute derzeit ihre exklusiven Autoschätze verkaufen wollen, haben sie nur begrenzte Möglichkeiten», so die Geschäftsfrau. Sie könnten sich an eines der grossen Auktionshäuser wenden, wo sie aber unter Umständen Monate auf die Versteigerung warten müssen. Oder sie bieten ihre Luxusgüter an Veranstaltungen wie dem Concours d'Elegance (USA), der Villa d'Este (I) oder am Goodwood Festival of Speed (GB) an. «Das ist aber jeweils mit hohen Gebühren, logistischen Herausforderungen und erheblichem Zeitaufwand verbunden», erklärt Manager Nik Hirschi. «Bei uns findet alles digital statt: die Präsentation der Fahrzeuge, der Bietprozess, die finanzielle Abwicklung. Die Verkäufer sparen nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.» Liege die Provision für Käufer und Verkäufer bei klassischen Auktionen zwischen 15 und 20 Prozent, sind es für die Käufer auf SBX Cars nur fünf Prozent. Dem Verkäufer würden lediglich ein paar Hundert Dollar für Verwaltungsaufwand und Fotografieren des Fahrzeugs verrechnet. Jedes Detail werde von einem der 150 global tätigen Fotografen dokumentiert. Im Zweifelsfall schauen sich Spezialisten das Fahrzeug genauer an. Nik Hirschi: «Niemand kauft bei uns die Katze im Sack.»
Dass Supercar Blondie neu auch den Auktions-Hammer schwingt, kommt nicht von ungefähr: «Wenn Leute derzeit ihre exklusiven Autoschätze verkaufen wollen, haben sie nur begrenzte Möglichkeiten», so die Geschäftsfrau. Sie könnten sich an eines der grossen Auktionshäuser wenden, wo sie aber unter Umständen Monate auf die Versteigerung warten müssen. Oder sie bieten ihre Luxusgüter an Veranstaltungen wie dem Concours d'Elegance (USA), der Villa d'Este (I) oder am Goodwood Festival of Speed (GB) an. «Das ist aber jeweils mit hohen Gebühren, logistischen Herausforderungen und erheblichem Zeitaufwand verbunden», erklärt Manager Nik Hirschi. «Bei uns findet alles digital statt: die Präsentation der Fahrzeuge, der Bietprozess, die finanzielle Abwicklung. Die Verkäufer sparen nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.» Liege die Provision für Käufer und Verkäufer bei klassischen Auktionen zwischen 15 und 20 Prozent, sind es für die Käufer auf SBX Cars nur fünf Prozent. Dem Verkäufer würden lediglich ein paar Hundert Dollar für Verwaltungsaufwand und Fotografieren des Fahrzeugs verrechnet. Jedes Detail werde von einem der 150 global tätigen Fotografen dokumentiert. Im Zweifelsfall schauen sich Spezialisten das Fahrzeug genauer an. Nik Hirschi: «Niemand kauft bei uns die Katze im Sack.»
Zwei Milliarden Views im Monat
Dort sollen nur die teuersten und exklusivsten Vehikel unter den Hammer kommen, welche die Welt je gesehen hat. Unter den rund 80 Fahrzeugen im Wert von mehr als 100 Millionen Franken, die schon zum Start auf der Plattform angeboten werden, befinden sich etwa der 1000-PS-Bolide Mercedes-AMG One, ein Prototyp des Brennstoffzellen-Hypercars Hyperion XP-1, eine Sammlung alter John-Player-Special-F1-Rennwagen aus den 70er- und 80er-Jahren und Automobilikonen wie ein Mercedes 300 SL Flügeltürer oder ein ultraseltener BMW 507. Auf SBX Cars werden aber nicht nur Autos versteigert: Unter den Multi-Millionen-Spielzeugen rangieren auch ein riesiger, menschengesteuerter Industrieroboter aus Japan oder die von BMW entworfene gläserne Tragflächenjacht Tydes.
Alle Fahrzeuge und Gadgets, die Supercar Blondie auf SBX Cars versteigert, werden vorgängig auf ihren Kanälen vorgestellt, womit sie bis zu zwei Milliarden Views im Monat generieren. Grösser könnte das Publikum kaum sein. Gut möglich also, dass die PS-Influencerin Hirschi bald auch zur Königin der Internet-Auktionatoren gekrönt wird.