Grossbritannien und die EU steuern in den Brexit-Verhandlungen in eine Phase der zeitlichen Ungewissheit: Bei ihrem Treffen am Mittwochabend gingen die Chefs der 27 EU-Regierungen und Grossbritannien wie erwartet ohne Einigung auseinander.
Ein neuer Gipfel soll erst dann angesetzt werden, wenn EU-Chefunterhändler Michel Barnier entscheidende Fortschritte meldet. Barnier sagte vor dem Treffen:
«Wir brauchen viel mehr Zeit und wir werden die Arbeit in den nächsten Wochen mit Ruhe und Geduld fortsetzen.»
May stellte ihren 27 Noch-EU-Partnern am Abend den Verhandlungsstand aus britischer Sicht vor und betonte, es habe in den vergangenen Wochen Fortschritte gegeben. Knackpunkt ist weiterhin die Frage, wie sich eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland vermeiden lässt.
«Wir haben die meisten Probleme des Auflösungsabkommens gelöst. Die Frage Nordirland ist zwar immer noch nicht geklärt, aber ich glaube, alle am Tisch wollen einen Deal und wenn wir intensiv und eng zusammen arbeiten können wir diesen Deal erreichen. Ich glaube, ein Abkommen ist machbar und jetzt ist die Zeit dafür.»
Die EU-Regierungen sowie May zeigten sich offen für einen Vorschlag der EU-Kommission, für Grossbritannien nach dem Brexit Ende März notfalls die Übergangsperiode über 2020 hinaus zu verlängern, in der das Land noch Mitglied des EU-Binnenmarktes ist.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie einige andere EU-Regierungschefs lobten die Fortschritte der vergangenen Wochen. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte zeigte sich nach den Beratungen vorsichtig optimistisch, den britischen EU-Austritt einvernehmlich zu klären. Man müsse sich aber auch auf die Möglichkeit eines harten Brexits vorbereiten.