Weil er die Missstände beim Bundesamt für Polizei (Fedpol) nicht länger ertragen konnte, reichte Thomas Walther (Bild) Anfang März seine Kündigung ein. Zuvor stand er 23 Jahre im Dienst der Bundeskriminalpolizei, zuletzt als Leiter der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik).
Weil Walther seine Kündigung auch gegenüber Bundesrätin Sommaruga, mehreren Fedpol-Mitarbeitern und Mitgliedern des Kobik-Leitungsausschusses begründete, reagierte das Bundesamt mit aller Härte: Es ordnete eine Hausdurchsuchung an, meldete ihn bei der Erwachsenenschutzbehörde und wandelte seine eigene Kündigung in eine fristlose um (BLICK berichtete).
Grosser Sachschaden
Nun wird bekannt: Walther wurde auch bei den US-Behörden angeschwärzt. Und die sperrten seine Microsoft-Mail-Accounts – das übliche Verfahren bei Personen, die unter Terrorverdacht stehen oder Kinderpornografie verbreiten. In einer Aufsichtsbeschwerde wies Walther darauf hin, dies sei aufgrund von Mitteilungen über eine illegale Handlung geschehen, für die kein Beweis vorgelegen habe. Ihm sei dadurch grosser Schaden entstanden.
Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement wies die Aufsichtsbeschwerde ab. In wenigen Zeilen stellte der stellvertretende Chef des Rechts- und Beschwerdedienstes fest: Die von Walther erwähnten rechtlichen Auseinandersetzungen seien allesamt Streitigkeiten im Einzelfall: «Es bestehen keine Anhaltspunkte, die auf eine systematische Problematik hinweisen.»
Unterdessen stellte die Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen Walther wegen Amtsgeheimnisverletzung ein.
Walther ist für den Prix Courage nominiert
Noch offen ist ein weiteres Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht, mit dem sich Walther gegen seine fristlose Kündigung wehrt. Eine Anzeige gegen Fedpol behält sich der ehemalige Kobik-Leiter vor.
Inzwischen wurde Thomas Walther vom «Beobachter» als einer von acht Kandidaten für den Prix Courage nominiert: «Für sein Aufdecken von Missständen beim Fedpol».