Nur wenige Stunden nach dem Terror-Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt war für viele klar: Der Täter ist ein 24-jähriger Pakistani, gefasst durch die Polizei, nachdem Passanten ihm hinterher rannten. Der festgenommene Naved Baloch war jedoch unschuldig, wie sich später zeigte.
Lange schwieg der falsche Verdächtige. Gegenüber der britischen Zeitung «Guardian» erklärte er nun, was sich Stunden nach seiner Verhaftung bei der Berliner Siegessäule ereignete. Mit Bild, vollständigem Namen und aktuellem Alter.
«Ich wurde von einer Polizeistation zu einem anderen Ort gebracht», erklärt Baloch. Er beschuldigt die Polizisten, grob mit ihm umgegangen zu sein: Zwei Beamte «gruben ihre Schuhabsätze in meine Füsse», ein anderer habe «mit seiner Hand grossen Druck auf meinen Hals» ausgeübt. Er sei ausgezogen und fotografiert worden. «Als ich mich wehrte, fingen sie an, mich zu schlagen», sagt er.
Seine Erklärung half nichts: «Ich erklärte ihnen ruhig, dass ich gar nicht fahren kann. Ich kann nicht mal ein Fahrzeug anlassen. Ich sagte ihnen, dass es in meinem Land Tod und Krieg gibt. Deshalb bin ich geflüchtet.»
Naved B. zeigte Verständnis
Nachdem es im LKW keine Blutspuren oder Hinweise zum 24-jährigen Pakistani gab, wurde er freigelassen. Baloch. zeigte jedoch Verständnis für seine Verhaftung: «Sie sagten mir, sie hatten Grund zu der Annahme, dass ich ein Krimineller sein könnte, weil ich über die Strasse gerannt war, als sie mich aufgriffen. Ich sagte ihnen, dass ich das verstehe.»
Naved Baloch wurde nach der Freilassung in ein Hotel untergebracht. Nicht weil er weiterhin unter Verdacht sei, sondern weil sein Leben in Gefahr sein könnte. Auch sollte er seine bisherige Flüchtlingsunterkunft meiden, erzählt der Pakistani gegenüber dem «Guardian». (pma)