Im Zusammenhang mit dem Mord an Ringier-Journalist Jan Kuciak (†27) und seiner Verlobten hat die slowakische Polizei nun reagiert.
Am Donnerstag führte sie Razzien in der Ostslowakei durch. Kuciak hatte zuletzt in der Region zu Steuerbetrug und illegalem Abschöpfen von Agrargeldern durch die dortige Mafia recherchiert. Seine Manuskripte wurden am Mittwoch posthum veröffentlicht.
«Bis zu zehn Personen festnehmen»
Polizeipräsident Tibor Gaspar sagte lokalen Medien am Donnerstagmorgen, man führe Durchsuchungen mehrerer Häuser und Orte durch. «Wahrscheinlich werden wir bis zu zehn Personen festnehmen», so Gaspar. Die slowakische Polizei arbeitet auch mit deutschen und tschechischen Behörden im Fall zusammen.
Bis Donnerstagabend waren es schlieslich sieben Festnahmen. Darunter laut slowakischen Medien Mafia-Mann Antonio Vadala und zwei seiner Verwandten.
Razzien gab es in Wohnungen in den Zemplin und Michalovce. Durchsucht wurde auch ein Haus in Trebisov. Es ist die Meldeadresse von Antonio Vadala.
Hausdurchsuchung bei Antonio Vadala
Der Italiener hat Beziehungen bis ins Umfeld des Premierministers Robert Fico (53): Er hatte einst gemeinsam mit Ficos Assistentin Maria Troskova (29) eine Firma gegründet. Und er hatte Geschäftsbeziehungen zu Viliam Jasan (65), der den Sicherheitsrat von Ficos Regierung leitet.
Pikant: er ist kein blosser Geschäftsmann. Er hat gemäss Kuciaks letzten Recherchen Verbindungen zur Mafia.
Diese Recherchen hat die slowakische Generalstaatsanwaltschaft mit ihrer Datenbank abgeglichen. Dabei fand sie elf Personen und sechs Firmen, die Kuciaks Artikel nennt oder auf die er hinweist.
Jasan und Troskova traten mittlerweile für die Zeit der Ermittlungen zum Mordfall von ihren Posten zurück.
«Die italienische Spur»
Polizeipräsident Gaspar betonte, dass die Polizeiaktionen mit Kuciaks letztem Text zusammenhängen. «Lassen sie uns das ‹die italienische Spur› nennen», so Gaspar.
Auf diese Spur war die slowakische Polizei allerdings schon vor Kuciaks Recherchen hingewiesen worden. Die Staatsanwaltschaft in der kalabrischen Stadt Reggio Calabria erklärte nämlich am Donnerstag, dass sie die internationalen und slowakischen Behörden «bereits vor einiger Zeit» auf zumindest drei der nun Festgenommenen aufmerksam gemacht habe.
Man habe gebeten, die Gruppe zu beobachten, sagte der Staatsanwalt Gaetano Paci der Nachrichtenagentur Ansa. Grund sei unter anderem gewesen, dass die drei sich auf verdächtige Weise bereichert hätten. (mit sda).