Warum sich Russland nicht gegen Obamas Diplomaten-Rausschmiss wehrt
«Putin will es sich mit Trump nicht verscherzen»

Nach dem überraschend harten Schlag der USA gegen Russland als Reaktion auf die Hackerangriffe im US-Wahlkampf gibt sich Putin ausgesprochen milde. Daniel Hamilton, ehemaliger US-Diplomat und Polit-Experte, erklärt die Taktik dahinter.
Publiziert: 31.12.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:43 Uhr
Lea Hartmann
Daniel Hamilton (61) hat eine Professur der österreichischen Marshallplan-Jubiläumsstiftung am Zentrum für transatlantische Beziehungen der Uni John Hopkins in Washington. Er arbeitete in verschiedenen Positionen im US-Aussenministerium und war als politischer Berater des US-Botschafters in Deutschland tätig.
Foto: ZVG

Das Dementi kam vom russischen Präsidenten höchstpersönlich. Russland werde als Reaktion auf die von den USA verhängten Sanktionen vorerst keine US-Diplomaten des Landes verweisen, liess Wladimir Putin (64) gestern Nachmittag verlauten. Zuvor hatte Aussenminister Sergej Lawrow (66) angekündigt, ebenfalls 35 Diplomaten die Aufenthaltserlaubnis zu entziehen. Ganz nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir.

Ein taktisches Tauziehen, mit dem laut Daniel Hamilton (61), Direktor des Zentrums für transatlantische Beziehungen der John-Hopkins-Universität in Washington, zu rechnen war. «Putin will es sich mit den USA keinesfalls verscherzen», sagt der ehemalige US-Diplomat zu BLICK. Denn am 20. Januar wird mit Donald Trump (70) ein Hoffnungsträger Russlands zum US-Präsidenten. Er könnte den «Executive Order» Obamas dann im Alleingang wieder aufheben – eine Option nach russischem Geschmack.

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat Putin nach dem Verzicht auf Gegensanktionen überschwänglich gelobt. Das sei ein grossartiger Zug, schrieb der Republikaner auf Twitter: «Ich wusste schon immer, dass er sehr schlau ist.»

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Russische Botschaft spottet via Twitter

Russland reagiert lieber mit Spott statt Sanktionen auf den Entscheid Obamas. Die russische Botschaft in London twitterte, das Handeln der «lahmen Ente» wecke Erinnerungen an den Kalten Krieg. Man freue sich darauf, die letzten Schritte der «unglückseligen Administration» mitzuverfolgen. Bei den überraschend verhängten Sanktionen und angeordneten Ausweisungen von russischen Diplomaten handelte es sich um eine Antwort Obamas auf die Erkenntnisse der US-Geheimdienste, dass Russland hinter den Hackerangriffen im US-Wahlkampf steckt, die Trump mit zum Sieg verholfen haben dürften.

Putin gibt sich zurückhaltend – um Trump keine Steine in den Weg zu legen.
Foto: AP

Hinter der Aktion Obamas stecke denn auch eine «doppelte Botschaft», ist US-Hamilton überzeugt – an Russland, aber insbesondere auch in Richtung des umstrittenen Obama-Nachfolgers: «Trump steht in Sachen Beziehungen zu Russland derzeit ziemlich isoliert da.» So stellt sich der Kongress mehrheitlich hinter Obamas rigoroser Russland-Politik, prominente Republikaner eingeschlossen. 

Trump muss zittern

Kaum im Amt, wird Donald Trumps Support durch die Republikanische Partei im US-Kongress weiter auf die Probe gestellt werden. Es stehen mehrere richtungsweisende Entscheidungen an, die die US-amerikanischen Beziehungen zu Putin betreffen, darunter die weitere Sanktionspolitik im Hinblick auf die Ukraine-Krise und die Anhörung des Exxon-Mobile-Chefs und engen Putin-Freundes Rex Tillerson. Dessen Bestätigung als US-Aussenminister durch den Senat sei alles andere als sicher, meint Hamilton. Womit Trump eine erste Schmach bereits vor seinem offiziellen Amtsantritt droht.

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