Vor einem Jahr verlor Sylvain Solioz beim Terror von Nizza seine Frau und Tochter
«Ich vermisse sie jeden Tag»

Beim Attentat in Nizza verlor er seine halbe Familie. Sylvain Solioz (35) aus Yverdon blieb zurück mit seinen zwei Töchtern Djulia (5) und Kiméa (1). Im BLICK erzählt er, wie der Anschlag ihr Leben verändert hat.
Publiziert: 14.07.2017 um 06:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:07 Uhr
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Sylvain Solioz (35) und seine beiden Töchter Djulia (5) und Kiméa (1) in ihrem Zuhause in Yverdon.
Foto: L'Illustré/Blaise Kormann
Nicole Bruhin

Die Reise nach Nizza hätten ihre ersten grossen Ferien werden sollen. Die fünfköpfige Familie Solioz aus Yverdon VD hatte nicht viel Geld und für diese Ferien extra ihren Gürtel enger geschnallt.

Verloren beim Anschlag von Nizza ihr Leben: Cristina (31) und Kayla (6).
Foto: DR

Doch alles kam ganz anders: Der 35-jährige Sylvain Solioz verlor am 14. Juli 2016 beim Terrorangriff auf der Promenade des Anglais in Nizza seine Frau Cristina (†31) und seine Tochter Kayla (†6). Er und seine beiden anderen Töchter Djulia (5) und Kiméa (1) konnten sich vor dem heranbrausenden LKW in Sicherheit bringen.

Ein Jahr nach dem Anschlag ist die Trauer noch immer gross: «Ich vermisse meine Frau und meine Tochter jeden Tag», sagt er zu BLICK. Die Bilder des Anschlags und der Krach des Lastwagens hinter ihnen auf der Promenade seien dabei immer präsent.

Job zugunsten der Töchter aufgegeben

Es seien Szenen wie im Krieg gewesen, berichtete Solioz damals in der Zeitung «L'illustré». Die Sanitäter versuchten, seine Frau noch auf der Promenade wiederzubeleben. «Als ich die flachen Linien auf dem Herzschlag-Monitor sah, wurde mir klar, dass sie tot war.» Im selben Moment wurde Tochter Kayla im Krankenwagen weggebracht. «Ich durfte nicht einmal mitfahren.» Es war das letzte Mal für Solioz, dass er seine Tochter lebend gesehen hatte. Sie verstarb Stunden später im Spital.

Verkraftet hat er diese Geschehnisse bis heute nicht: «In manchen Momenten bin ich wütend. Dann aber obwiegt die Trauer», sagt der Witwer. 

Der Anschlag hat das Leben der nun dreiköpfigen Familie verändert. Solioz hat seinen Job aufgegeben und kümmert sich voll und ganz um seine beiden Töchter. «Ich muss stark sein für Djulia und Kiméa.»

Rückkehr zum Ort des Grauens

Die beiden würden oft nach der Mutter fragen. «Das sind schwere Momente für mich. Aber ich versuche, es ihnen so gut es geht zu erklären», sagt er. «Wir nehmen derzeit einfach jeden Tag, wie er kommt.»

Sylvain Solioz und seine beiden Töchter Djulia (5) und Kiméa (1) sind im letzten August nach Nizza zurückgekehrt.
Foto: DR

Tage, die schwierig sind. Wie jener im letzten August, als der junge Vater zusammen mit den beiden Töchtern zurück nach Nizza reiste, um die Geschehnisse aufzuarbeiten.

Tage wie heute, an dem sich der Anschlag jährt. Solioz: «Wir werden gemeinsam essen und an die beiden Verstorbenen denken.»

Mordwaffe LKW

Poller gegen Terror in der Schweiz

Auch in der Schweiz haben Städte, Kantone und Veranstalter seit dem Anschlag von Nizza aufgerüstet. Besonders die Zufahrtswege zu Festen sind ein Thema geworden. Die Schutzmassnahmen sind dabei vielfältig.

Parkfallen

Beim Bluesfestival «New Orleans meets St. Gallen» wurden im Juni die Zufahrts­strassen und schmalen Gassen zum Festgelände in der Altstadt systematisch zuparkiert.

Betonklötze

Auch beim Beizlifest in Aarau ging man auf Nummer ­sicher. Die Altstadtgassen wurden mit grossen Betonklötzen abgesperrt.

Poller

Am Spalenberg in Basel wurde der Zugang zur Fussgängerzone mit Pollern gesichert. Weitere Standorte für Poller­ werden geprüft.

Auch die Street Parade ist aufgrund der Vielzahl an Trucks ein Sicherheitsrisiko. 25 LKW werden am 13. August am Start sein. Veranstalter Stefan Epli dazu: «Wir sind im engen Austausch mit Stadt- und Kantonspolizei. Auch bezüglich des Einsatzes unserer Chauffeure.»

Beim Beizlifest in Aarau schützten grosse Betonklötze die Altstadt vor möglichen LKW-Attacken.

Auch in der Schweiz haben Städte, Kantone und Veranstalter seit dem Anschlag von Nizza aufgerüstet. Besonders die Zufahrtswege zu Festen sind ein Thema geworden. Die Schutzmassnahmen sind dabei vielfältig.

Parkfallen

Beim Bluesfestival «New Orleans meets St. Gallen» wurden im Juni die Zufahrts­strassen und schmalen Gassen zum Festgelände in der Altstadt systematisch zuparkiert.

Betonklötze

Auch beim Beizlifest in Aarau ging man auf Nummer ­sicher. Die Altstadtgassen wurden mit grossen Betonklötzen abgesperrt.

Poller

Am Spalenberg in Basel wurde der Zugang zur Fussgängerzone mit Pollern gesichert. Weitere Standorte für Poller­ werden geprüft.

Auch die Street Parade ist aufgrund der Vielzahl an Trucks ein Sicherheitsrisiko. 25 LKW werden am 13. August am Start sein. Veranstalter Stefan Epli dazu: «Wir sind im engen Austausch mit Stadt- und Kantonspolizei. Auch bezüglich des Einsatzes unserer Chauffeure.»

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