Zwei Tage nach dem Einsturz einer Müllkippe in Sri Lanka ist die Opferzahl auf 21 gestiegen. Hunderte Soldaten suchten in den Abfall- und Trümmerbergen heute Sonntag weiter nach Überlebenden, Hoffnung gab es jedoch kaum noch.
Aus dem Rettungseinsatz sei ein Bergungseinsatz geworden, sagte ein Polizist am Unglücksort in Colombo. «Es ist schwer vorstellbar, dass jemand unter diesen giftigen Bedingungen überlebt haben könnte.»
145 Hütten und Häuser zerstört
Die 90 Meter hohe Müllhalde in Kolonnawa am nordöstlichen Stadtrand von Colombo war am Freitag nach starken Regenfällen ins Rutschen geraten. Der Müll begrub zahlreiche Häuser und Menschen unter sich.
Nach Angaben der Polizei wurden 145 Hütten und Häuser zerstört. Bis Sonntag wurden 21 Leichen geborgen. Unter den Toten waren auch vier Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren.
Ein Mann und eine Frau, die am Freitag aus den Müllbergen gezogen worden waren, lagen am Sonntag noch auf der Intensivstation, wie eine Spitalsprecherin sagte. Eine Frau und drei Männer galten nach Polizeiangaben noch als vermisst.
Vorkehrungen für Schliessung
Präsident Maithripala Sirisena ordnete den Einsatz von hunderten Soldaten bei der Rettungsaktion an. Mehr als 600 Betroffene wurden in einer Notunterkunft in einer nahegelegenen Schule untergebracht.
Nach Berichten über Plünderungen erhöhte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen am Unglücksort. 18 Menschen, die Opfer der Müllkatastrophe bestohlen haben sollen, wurden bereits festgenommen.
Wie Regierungschef Ranil Wickremesinghe sagte, waren vor dem Unglück bereits Vorkehrungen für eine Schliessung der Müllhalde getroffen worden. Die Abräumarbeiten hatten aber noch nicht begonnen.
23 Millionen Tonnen Abfall
Die Müllkippe von Kolonnawa wächst täglich um rund 800 Tonnen Müll. Insgesamt werden dort etwa 23 Millionen Tonnen Abfall gelagert. Gesundheitsexperten warnen seit langem vor den Gefahren.
Das srilankische Parlament hatte erst kürzlich die Schliessung der Müllhalde verlangt. Es gibt Pläne zum Bau eines Kraftwerks, mit dem durch die Verbrennung des Mülls Energie gewonnen werden soll.
Der Kommualpolitiker Guttila Silva, ein ehemaliger Bürgermeister, sagte, die Anwohner seien wütend, weil die Stadtverwaltung trotz der Sicherheitsbedenken täglich hunderte Tonnen Müll auf der Halde abladen lasse. «Die Leute sind natürlich sauer, weil ihre Proteste überhört wurden.» (SDA)