Trump liest Nato-Partnern die Leviten
«Der hat uns einfach den Stinkefinger gezeigt»

Donald Trump hat bei seinem Besuch in Brüssel ordentlich auf den Tisch gehauen. Statt Einigkeit zu demonstrieren, stauchte er die Nato-Partner vor laufenden Kameras zusammen.
Publiziert: 26.05.2017 um 12:10 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:10 Uhr

Ihr seid nicht brav gewesen. So lautet der Tenor von Donald Trumps Botschaft an seine Partner im Verteidigungsbündnis der Nato. Als Präsident des Landes, das mit den höchsten Verteidigungsausgaben am meisten Mittel für die Nato bereitstellt, hat sich Trump gestern bei seinem Besuch in Brüssel eine Standpauke erlaubt.

1/10
In Brüssel sparte US-Präsident Donald Trump nicht mit Kritik an den Nato-Partnern. Die versammelten Staatschefs lauschen seiner Rede wie eine Gruppe unartiger Schulkinder.
Foto: Christophe Licoppe

Die anderen Staatschefs standen gestern bei sonnigem Wetter mit vom Wind zerzausten Haaren in Reih und Glied neben dem Rednerpult – wie eine Gruppe unartiger Schüler, die vor dem Direktor antraben mussten.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Verzicht auf Erwähnung des Bündnisfalls

Auf die übliche Demonstration von Einigkeit verzichtete Trump komplett. Den Bündnisfall, wonach ein Angriff auf ein Nato-Mitglied ein Angriff auf die ganze Nato bedeutet, erwähnte der US-Präsident mit keinem Wort.

Für die Partner ein Affront. Laut spiegel.de sagt ein nicht namentlich genannter Nato-Diplomat ganz undiplomatisch: «Der hat uns einfach den Stinkefinger gezeigt.»

«Unfair gegenüber den Steuerzahlern der USA»

Viele der Verbündeten kämen ihren finanziellen Pflichten immer noch nicht nach, polterte Trump. «Das ist nicht fair gegenüber dem Volk und den Steuerzahlern der USA.» Die säumigen Zahler stünden mit «einer ungeheuren Menge an Geld» in der Kreide.

Entsetzte Mienen in den Reihen der lauschenden Staatschefs. Schliesslich hatte man eben noch angekündigt, in Zukunft zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigungsausgaben aufwenden zu wollen!

Doch Trump ist selbst das nicht genug. Zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts seien «unzureichend», um die Streitkräfte der Allianz zu modernisieren, zu vergrössern und ihre Einsatzbereitschaft zu erhöhen, sagte Trump. Die zwei Prozent seien das «absolute Minimum», um die «realen und teuflischen Bedrohungen» der Gegenwart anzugehen. (noo)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?