Tierschützer kritisieren Kampf
Kung-Fu-Kämpfer ringt Stier nieder

Im ostchinesischen Jiaxing lehrt ein Kung-Fu-Meister seine Schüler, mit blossen Händen einen Bullen niederzuringen.
Publiziert: 10.12.2018 um 14:40 Uhr
|
Aktualisiert: 10.12.2018 um 14:59 Uhr

Ren Ruzhi ist bereit, den Stier bei den Hörnern zu packen. Der 24-jährige Chinese ist ein Torero auf Kung-Fu-Art. Mehrmals pro Woche steigt er in die Arena, um seine vierbeinigen Gegner niederzuringen. Jeder Bulle wiegt rund fünf mal soviel wie er und könnte ihn spielend leicht töten. Ernsthaft verletzt habe er sich noch nie sagt Ren.

Die Kunst, mit einem Stier zu ringen, bekommt Ren von Meister Han Haihua beigebracht.

"Du musst beide Hörner packen, das ist entscheidend. Es gibt mehrere Methoden, sich festzuhalten. So oder so, egal wie Du's machst, alle sind gut."

Hinter dem Stierkampf steckt eine jahrhundertealte Tradition der Hui, einer chinesischen Minderheit. Meister Han kombinierte die Kultur seiner Vorfahren mit Kung-Fu. Beim Training in seiner Schule in Jiaxing nahe Schanghai arbeitet der frühere Profi-Wrestler mit dem sogenannten Harten Qi Gong.

"Hartes Qi Gong hat eine explosive Kraft. Beim Stierkampf müssen wir in dem Moment, wenn wir das Tier zu Boden ringen, diese explosive Kraft einsetzen. Genau in dem einen Moment, wie ein Blitz. Pow! Die gesamte Kraft wird auf einen Punkt konzentriert, der Stier wird blitzschnell zu Boden gerungen."

Sein Kung-Fu-Stierkampf-Club sei einzigartig auf der Welt, sagt Meister Han. Dieser Zuschauer ist fasziniert von der exotischen Kampfkunst.

"Ich war schon mal in Spanien und habe dort einen traditionellen Stierkampf gesehen. Aber das hier ist etwas ganz anderes. Spanischer Stierkampf ist eher wie eine Performance. Das ist hier ist ein echter Wettkampf, ein Kräftemessen, Mensch gegen Tier."

Und genau das stößt auf Kritik. Layli Li von der Tierschutzorganisation Peta kann dem Kung-Fu-Stierkampf nichts abgewinnen.

"Es stimmt, dass spanische Stierkämpfe ein blutiges Gemetzel sind, aber wir können auch beim chinesischen Stierkampf nicht leugnen, dass die Tiere leiden, sowohl körperlich als auch psychisch. Wir können nicht sagen, welches Leiden schlimmer ist. Solange es Stierkämpfe gibt bedeutet es Leid für die Tiere."

Ren Ruzhi sagt, dass er seinen Gegner außerhalb des Rings wie einen Freund behandle. Schließlich kämpften sie ja auf der gleichen Bühne. Mit dem Unterschied, dass Ren Geld für seine Auftritte bekommt. Die Kung-Fu-Schule zahlt ihm umgerechnet bis zu 900 Euro im Monat für Schaukämpfe und Kung-Fu-Unterricht für Kinder.

Was sagst du dazu?