Beim Terror-Anschlag auf den Weihnachtmarkt in Strassburg wurden drei Menschen getötet. 13 weitere wurden verletzt – einige von ihnen lebensgefährlich. Ein Tourist, ein Banker, ein Automechaniker, ein Journalist – sie alle waren zur falschen Zeit am falschen Ort.
Anupong Suebsamarn (†45) aus Thailand besuchte mit seiner Frau Naina den Weihnachtsmarkt. Sie waren erst einen Tag zuvor angekommen. Die Frankreich-Reise sollte eigentlich noch weiter nach Paris führen. Doch dazu kam es nicht. Chérif Chekatt schoss Suebsamarn eine Kugel in den Kopf. Passanten versuchten noch, ihn wiederzubeleben. Ohne Erfolg.
«Wie kann man in dieser Zeit stark sein?»
Ein Banker (†61) aus Strassburg wollte eigentlich nur kurz an die frische Luft. Seine Frau und sein Sohn sassen noch im Restaurant «La Stub», die drei hatten gerade einen Aperitif genossen. Vor der Tür lief der Banker Chekatt in die Arme. Der Kellner des Restaurant sagt zu «Franceinfo»: «Der Angreifer schoss ihn nieder, der Mann sackte zu Boden. Dann ging er weiter in eine Paralellstrasse. Ich hörte die Schüsse: einmal, zweimal, dreimal, viermal.»
Für den Banker konnten die Rettungskräfte nichts mehr tun. Er starb noch an der Unfallstelle. Noch ein Schimmer Hoffnung bleibt den Angehörigen von Opfer Antonio Megalizzi (28). Der italienische Journalist aus Trentin (I) liegt im Koma. Sein Zustand ist kritisch. Die Kugel hatte ihn an der Schädelbasis nahe der Wirbelsäule getroffen. Eine schwierige Position, die Ärzte können zurzeit nichts für ihn tun.
Megalazzis Vater ist verzweifelt. Der Schmerz sei kaum zu ertragen. «Wie kann man in dieser Zeit stark sein?», sagt er zum «Corriere della Sera». Der Journalist wollte in Strassburg über die Plenarsitzung des Europäischen Parlaments berichten. Am Dienstagabend war er mit zwei Kolleginnen unterwegs. Sie erzählen: «Er stand plötzlich vor uns und zielte mit der Pistole auf Antonios Kopf.» Sie seien knapp noch entkommen. «Aber Antonio wurde getroffen!», sagt eine der Frauen.
Mitarbeiter des Europäischen Parlaments schwer verletzt
Der dreifache Familienvater Kamal Naghchband (†44) ist das dritte Opfer. Er war einst aus seiner Heimat Afghanistan geflohen. Er entkam den Taliban. Dem tödlichen Angriff von Attentäter Chekatt war der Automechaniker aber machtlos ausgeliefert.
Der 44-Jährige wurde schwer verletzt, fiel ins Koma. Ärzte erklärten den afghanischen Staatsangehörigen am Mittwoch für hirntot. Die Strassburger Moschee Eyyûb Sultan teilte am Donnerstag auf Facebook mit: «Unser Bruder ist an seinen Verletzungen gestorben. Wir drücken seiner Familie unsere tiefste Trauer aus.»
Ein weiteres Opfer ist Barto Pedro Orent-Niedzielski. Er ist beim Europäischen Parlament in Strassburg angestellt. Der junge Mann wurde beim Attentat schwer verletzt. Er schwebt laut Freundin Claire Audhuy zwischen Leben und Tod.
«Wir haben Glück, dass sie noch bei uns ist»
Zudem verletzt wurde der Musiker Jérémy Raoult (28) aus Épinal (F). Er hätte am Dienstagabend ein Konzert in der Bar «Les savons d'Hélène» geben sollen. «Vorher wollte er noch draussen eine Zigarette rauchen. Dort erwischte ihn dann der Schütze», sagt sein Vater zu «Vorges Matin». Raoult wurde an der Halsschlagader getroffen. Er liegt zurzeit im Spital, ebenfalls im Koma.
Die junge Jeanne Lorho (18) aus Moyenmoutier (F) wurde vom Schützen am Arm getroffen. «Sie wurde noch in der Nacht operiert», schreibt sihre Mutter auf Facebook. Mittlerweile sei sie aufgewacht. Ihre Mutter ist erleichtert: «Wir haben Glück, dass wir sie noch bei uns haben. Unsere Gedanken sind jetzt bei denen, die durch diesen Feigling einen Menschen verloren haben.» (nim/hah/rad)
Alle Entwicklungen zum Terroranschlag in Strassburg gibt es in unserem Newsticker.