Ex-Sprecherin packt über Gespräch vor drei Jahren aus
So lief Selenskis und Putins einziges Treffen

Wolodimir Selenski und Wladimir Putin haben seit Jahren nicht mehr persönlich miteinander gesprochen. Die Ex-Sprecherin des Ukraine-Präsidenten äussert sich nun erstmals über das einzige Treffen der beiden.
Publiziert: 04.10.2022 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2022 um 14:48 Uhr
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Im Dezember 2019 trafen Wolodimir Selenski (l.) und Wladimir Putin (r.) persönlich aufeinander.
Foto: AFP

Zwei Jahre lang war Julia Mendel (36) die Sprecherin und eine der engsten Vertrauten von Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (44). Im Sommer 2021 verliess sie das Amt. Nun spricht sie über ihre Zeit an der Seite des Mannes, der die Ukraine durch den Krieg führt.

Seine Ex-Sprecherin äussert sich auch zum einzigen Treffen zwischen Selenski und Kremlchef Wladimir Putin (69). Mendel war dabei, kennt Details, die sonst kaum jemand kennt.

Beide Länder befinden sich mittlerweile im Krieg, nachdem Putin im Februar die Ukraine angriff. Das einzige Treffen fand am 9. Dezember 2019 in Paris statt, Ziel waren Friedensgespräche. Man traf sich gemeinsam mit der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (68) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (44).

«Putin gab sich als Diktator»

Mendel erinnert sich an das einzigartige Zusammentreffen. Sie sagt zur «Bild»: «Putin hat sich ein Image als starker Mann gegeben, als Diktator, weil er schon so lange an der Macht ist. Aber als ich ihn beim Verhandeln beobachtete, hielten wir den Atem an, weil wir den Eindruck hatten, dass es um das Schicksal der Ukraine geht.»

Der Kremlchef habe vor drei Jahren «wie ein furchteinflössender Diktator» gewirkt. Sie sagt: «Er fühlte sich bei den Verhandlungen unwohl. Er wiederholte seine eigenen Fake News, seine eigene Propaganda. Als es um logische Verhandlungsschritte ging, war er nicht dazu imstande, weil ihm 24 Jahre lang niemand widersprochen hat.»

Selenski gab sich hartnäckig

Wolodimir Selenski war zum Zeitpunkt des Gesprächs gerade seit rund einem halben Jahr im Amt. Mendel sagt über sein Auftreten gegenüber Putin: «Selenski war nicht aggressiv, aber hartnäckig. Er wiederholte diplomatisch dieselben Punkte. Wenn Putin Fake News oder Propaganda wiederholte, sagte Selenski: ‹Vielleicht verstehen Sie nicht, was ich meinte ... Oder vielleicht habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Lassen Sie es mich nochmal sagen.›» Putin habe darauf bestanden, dass die Realität anders aussehe.

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Mendel sagt: «Ich glaube, danach konnte Putin sich einfach nicht mehr mit Selenski treffen. Er war nicht gewillt, zu reden. Er fragte die ganze Zeit seine Berater nach Informationen.» Sonst soll er bei den damaligen Friedensverhandlungen immer wieder wiederholt haben: «Diese Informationen haben wir nicht, das müssen wir fürs nächste Mal überprüfen.» Ein weiteres Treffen gab es nicht.

Selenskis Ex-Sprecherin erinnert sich auch an Putins Verhalten: «Er blickte nach unten, fühlte sich unwohl, ihm war die ganze Zeit anzumerken, dass er sich unwohl fühlte.» (euc)

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