Sie heiratete den deutschen IS-Rapper heimlich in Syrien
FBI-Übersetzerin brannte mit Deso Dogg durch!

Sie musste seine Mails lesen – und verliebte sich in ihn. Also reiste eine FBI-Angestellte heimlich nach Syrien und heiratete den Terror-Rapper Deso Dogg. Doch lange hielt sie es nicht aus.
Publiziert: 02.05.2017 um 04:44 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:04 Uhr
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Daniela Greene (38).
Foto: Screenshot: CNN

Im Januar 2014 erhält die FBI-Übersetzerin Daniela Greene (38) in Detroit den Auftrag, die Kommunikation eines IS-Terroristen in Syrien zu analysieren. Da sie fliessend Deutsch spricht, ist sie prädestiniert dafür.

Denn bei dem Mann handelt es sich um Dennis Cuspert, besser bekannt als Deso Dogg. Der Berliner Rapper hatte sich dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen und innert kürzester Zeit in der Führungs-Riege der Dschihadisten hochgearbeitet.

Daniela Greene (38).
Foto: Screenshot: CNN

Greene ist offenbar ganz angetan von den Nachrichten, die sie vom Terror-Rapper zu sehen bekommt. Wenige Monate nach dem Auftrag, im Juni 2014, steigt die Übersetzerin Greene in ein Flugzeug. Sie wolle ihre Eltern in München besuchen, erzählt die in Deutschland aufgewachsene Tschechin ihrem Arbeitgeber.

Doch Greene lügt. Sie fliegt mit einem Einfach-Ticket nach Istanbul. Von dort reist Greene an die syrische Grenze, wo sie von Deso Dogg abgeholt wird. Wenig später heiraten die beiden. Die FBI-Angestellte verrät dem Terroristen, dass er in den USA unter Beobachtung steht.

«Jetzt habe ich wirklich Mist gebaut»

Zu dem Zeitpunkt weiss das FBI wohl noch von nichts. Erst fünf Wochen nach ihrer Abreise wird Greene zur Verhaftung ausgeschrieben. Details der Geschichte werden erst jetzt publik, nachdem der US-Nachrichtensender CNN Einsicht in Akten der Gerichtsverhandlung gegen Greene erhalten hat.

Lange gefällt es ihr im Kalifat nicht. Knapp zwei Wochen nach ihrer Ankunft in Syrien schreibt sie einer nicht identifizierten Person in den USA: «Ich war schwach und wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Jetzt habe ich wirklich Mist gebaut.»

Tags darauf doppelt sie nach: «Ich bin weg und kann nicht mehr zurückkommen. Ich wüsste nicht einmal, wie ich das durchstehen würde, wenn ich zurückkäme. Ich bin in einer sehr harschen Umgebung und ich weiss nicht, wie lange ich es hier mache, aber das ist egal, es ist alles ein bisschen zu spät...»

Geständig und kooperativ

Während sie sich mit Zweifeln herumschlägt, mordet ihr Ehemann für den IS. Ein Video aus der Stadt Homs vom Juli 2014 zeigt ein Feld voller Leichen – darin sieht man für mehrere Sekunden, wie Deso Dogg mit einer Sandale auf einen leblosen Körper einschlägt.

Nach einem Monat in Syrien wird es Daniela Greene endgültig zu viel – sie verlässt das Land wieder und kehrt in die USA zurück. Am 8. August wird sie verhaftet.

Sie ist sofort geständig und kooperiert mit den Behörden. Im Dezember desselben Jahres landet sie vor Gericht. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt ist nur einer Handvoll Menschen klar, wen Greene geheiratet hatte – Deso Dogg wird bei der Verhandlung nur als «Individuum A» bezeichnet.

Nur zwei Jahre Gefängnis

Daniela Greene bekennt sich der Falschaussage im Zusammenhang mit internationalem Terrorismus und wird zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Seit letztem Sommer ist sie wieder auf freiem Fuss. Gegenüber CNN sagt sie nur: «Wenn ich mit Ihnen spreche, bringe ich meine Familie in Gefahr». Sie sei «aufrichtig reuig», sagt ihr Anwalt.

Dennoch wirft das milde Urteil Fragen auf. Denn sogar US-Bürger, die nur vorhaben, sich dem IS anzuschliessen, werden härter bestraft. Amerikaner werden für Verbrechen im Zusammenhang mit dem IS im Durchschnitt zu 13,5 Jahren Gefängnis verurteilt – zeigt eine Analyse der Fordham Universität.

Obwohl die Anklage Greenes Vergehen als «ungeheuerlich» bezeichnet, das «hart bestraft» werden müsse, baten sie das Gericht um eine Strafmilderung, da sie voll kooperiert habe.

Peinliche Sicherheitslücke beim FBI

Peinlich ist die Geschichte für die US-Bundespolizei FBI. Greene, die im Jahr 2011 angestellt wurde, musste ein zähes Aufnahmeverfahren bestehen und erhielt schliesslich den Job, für den die höchste nationale Sicherheitsstufe gilt.

In einem Statement an CNN schreibt das FBI, nach dem Fall habe man «mehrere Schritte unternommen, um Sicherheits-Schwachstellen zu identifizieren und zu reduzieren.»

Während Daniela Greene in den USA in einem Hotel arbeitet, ist das Schicksal ihres Ex-Mannes ungewiss. Immer wieder kursieren über Deso Dogg Todesmeldungen. Im Oktober 2015 verkündete das Pentagon, er sei bei einem Luftschlag getötet worden – doch im Frühling 2016 wurden die Angaben widerrufen. 

Der gebürtige Berliner hatte sich vor vier Jahren nach Ägypten abgesetzt und daraufhin dem IS angeschlossen. (rey)

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