Seine Waffe war eine Spritze
Deutscher Krankenpfleger soll über 80 Patienten getötet haben

Er ist möglicherweise einer der grausamsten Serien-Killer in der jüngeren deutschen Geschichte: Krankenpfleger Niels H. wird verdächtigt, mindestens 80 Menschen ermordet zu haben.
Publiziert: 28.08.2017 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:46 Uhr
Hier steht der Killer-Pfleger vor Gericht
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Er soll noch viel mehr Opfer auf dem Gewissen haben:Hier steht der Killer-Pfleger vor Gericht

Ein in Deutschland bereits verurteilter Krankenpfleger soll 84 weitere Menschen auf dem Gewissen haben. Das gaben die Ermittler heute im niedersächsischen Oldenburg bekannt.

Niels H. (40) musste sich vor Gericht bereits für sechs Taten auf der Delmenhorster Intensivstation verantworten und verbüsst derzeit eine lebenslange Haftstrafe. Würde er auch für die 84 weiteren Taten für schuldig befunden, wäre es eine der grössten Mordserien in der deutschen Kriminalgeschichte.

Der Mann hatte Patienten im Spital Medikamente gespritzt, die Herzversagen oder einen Kreislaufkollaps auslösten. Dann belebte er die Schwerkranken wieder, um als heldenhafter Retter vor seinen Kollegen dazustehen. Das gelang nicht immer. Auch an seiner früheren Arbeitsstelle am Klinikum Oldenburg soll er Patienten getötet haben.

Über 100 Leichen ausgegraben

Wie viele Menschen H. tatsächlich auf dem Gewissen hat, versuchte über drei Jahre eine Sonderkommission zu klären. Dies, nachdem H. während des Prozesses mehr Morde gestanden hatte. Die Ermittler werteten Hunderte Patientenakten aus und liessen mehr als 100 Leichen ausgraben, um diese auf Rückstände von Medikamenten zu testen.

Die Zahl der Todesfälle, für die der Krankenpfleger verantwortlich ist, liege wahrscheinlich noch um ein Vielfaches höher, weil viele Patienten eingeäschert worden sind, sagte der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, Johann Kühme. Die Dimension der Verbrechen mache «fassungslos».

Niels H. wurde 2015 wegen zweifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs verurteilt. Doch er hat noch viel mehr Menschen auf dem Gewissen.
Foto: EPA

Weitere Spital-Angestellte angeklagt

Weil auffällig viele Patienten während der Schichten des Mannes starben, gab es an beiden Kliniken Gerede. In Delmenhorst lagen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft aber auch konkrete Hinweise vor, dass er Patienten tötete.

Zwei frühere Oberärzte und der Stationsleiter werden deshalb wegen Totschlags durch Unterlassen vor Gericht stehen. Die Ermittlungen gegen Verantwortliche am Klinikum Oldenburg laufen noch.

«Die Morde hätten verhindert werden können», sagte Kühme. Die damals Verantwortlichen hätten aus Sicht der Ermittler schneller handeln und Unterstützung suchen sollen. «Im Klinikum Oldenburg wusste man um die Auffälligkeiten», sagte Kühme. (SDA)

  • 1999 - 2002: Pfleger im Klinikum Oldenburg.
  • 2003-2015: Pfleger im Klinikum Delmenhorst.
  • 2005: Niels H. wurde erwischt,  als er einem Patienten ein Mittel verabreichen will, das dieser nicht bekommen soll.
  • 2006: Niels H. bekommt fünf Jahren Haft wegen wegen versuchten Totschlags.
  • 2008:  Im Revisionsprozess wurde er zu siebeneinhalb Jahren Haft wegen Mordversuchs verurteilt.
  • 2014: Neue Ermittlungen in 200 Verdachtsfällen gegen Niels H.
  • 2015. Niels H. gesteht ca. 90 Taten in Delmenhorst und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • 2016: Niels H. gesteht auch am Klinikum Oldenburg Patienten getötet zu haben.
  • 2017: Deutscher Krankenpfleger soll über 80 Patienten getötet haben neben den Fällen, für die er bereits verurteilt wurde.
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