«Das ist mein Lieblings-Grenzübergang», sagt Tony Buckley von der irischen Zoll- und Steuerbehörde zu «Bloomberg» und zeigt ein Foto eines Grenzübergangs an der schweizerisch-französischen Grenze bei Le Lieu im Kanton Waadt. Darauf zu sehen: Zwei Holzhütten und ein halbverfallenes Steinmäuerchen. «Es ist schön einsam – kein Zöllner weit und breit», sagt der Ire.
Buckleys Aufgabe ist es, eine Grenze zwischen Nordirland, das zum Vereinigten Königreich gehört, und der Republik Irland zu planen. Im Prinzip eine EU-Aussengrenze also.
Seit dem Brexit vergangenes Jahr bleibt die Grenzfrage ein zentraler Aspekt in den Verhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Irland, das Mitglied der EU ist, bildet die einzige Landesgrenze mit dem Vereinigten Königreich. Seit den Neunzigern gibt es praktisch keine Kontrollen an der 500 Kilometer langen Grenze zu Nordirland. Täglich überqueren diese etwa 30'000 Personen.
Wirtschaftlich sind offene Grenzen zwischen den beiden Gebieten wichtig. «Personen aus Nordirland sollen ohne Probleme nach Irland und ins Vereinigte Königreich reisen können», wünscht sich auch Arlene Foster, Vorsitzende der «Democratic Unionist Party» in Nordirland.
Offene Grenzen wichtig für den Frieden
Auch um den Frieden zu wahren, seien offene Grenzen auf der «geteilten» Insel wichtig, wie «Bloomberg» schreibt.
Nach der Unabhängigkeit der Republik Irland in den Zwanzigern kam es von 1969 bis 1998 zu Auseinandersetzungen in Nordirland zwischen den englischstämmigen Protestanten und den irischen Katholiken. Beim Konflikt ging es darum, die Provinz wieder mit der irischen Republik im Süden zu vereinen. Über 3600 Menschen starben bei diversen Auseinandersetzungen. Die zwei Volksgruppen waren zutiefst gespalten.
Erst mit dem Karfreitagsabkommen (Good Friday Agreement) von 1998 endete der Konflikt in Nordirland. Die Republik Irland verzichtete auf eine Vereinigung. Seit 2007 besteht die Regierung aus den ehemals verfeindeten Protestanten und Katholiken.
«Grenzposten müssen nicht immer besetzt sein»
Buckley glaubt nicht an permanente Kontrollen; seine Behörde sieht sogenannte «Handelszonen» vor. Das heisst: 10 - 15 Kilometer innerhalb von heiklen Zonen würde es Zufallskontrollen geben. Mittels grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Systemen könnte man Verdächtige gezielt kontrollieren.
So ähnlich funktioniere es auch in der Schweiz, so Buckley. Auch die Grenze im Kanton Waadt bleibt offen aufgrund von bilateralen Abkommen zwischen der EU und der Schweiz.
Doch die Frage ist, ob das im Interesse der britischen Premierministerin Theresa May ist: Seit Brexit ist für diese die Kontrolle der Aussengrenzen ein zentrales Thema. (maz)