Russland und Westen im Streit
Wer verantwortet den Giftgas-Angriff?

Die USA, Grossbritannien und Frankreich werfen dem syrischen Militär den Einsatz von Giftgas vor. Das russische Militär erklärt, die Todesfälle in Chan Scheichun gingen auf einen syrischen Luftangriff auf ein Chemiewaffenlager der Rebellen zurück.
Publiziert: 05.04.2017 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2022 um 23:46 Uhr

Dieses Video, das am Mittwoch ins Internet gestellt wurde, soll zerstörte Gebäude und Strassen zeigen. Einen Tag nach dem verheerenden Giftgaszwischenfall in der syrischen Provinz Idlib, im Südosten des Landes. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht mittlerweile von mindestens 70 Toten aus, darunter wenigstens elf Kinder.

Russland und der Westen streiten über die Verantwortung dafür. Das russische Militär erklärte am Mittwoch, die Todesfälle in Chan Scheichun gingen auf einen syrischen Luftangriff auf ein Chemiewaffenlager der Rebellen zurück. Die USA, Großbritannien und Frankreich warfen dem syrischen Militär dagegen den Einsatz von Giftgas vor.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sprach am Rande einer Syrien-Konferenz in Brüssel von einem Kriegsverbrechen. Die Verantwortlichen des Assad-Regimes für diese Barbarei müssen zur Verantwortung gezogen werden, sagte Gabriel. «Ich sehe einfach nicht, wie Assad federführend bleiben kann, nach dem, was er bereits getan hat», sagte der britische Außenminister Boris Johnson in Brüssel: «Von den 400.000 Menschen, die schätzungsweise in Syrien getötet wurden, ist er für den größten Teil der Schlächter-Rechnung verantwortlich.»

Ein russischer Militärsprecher erklärte dagegen, die syrischen Kampfjets hätten - so wörtlich - ein «grosses Munitionslager der Terroristen und Militärgerät» bombardiert: «Auf dem Gelände des Depots seien Werkstätten gewesen, in denen chemische Munition hergestellt worden sein. Ein Rebellen-Kommandeur wies die russische Darstellung als Lüge zurück. Auch die Bundesregierung geht derzeit von einem Giftgas-Einsatz aus. Es erscheine «durchaus schlüssig, dass es Angriffe aus der Luft gegeben hat», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Unterdessen verlas das Syrische Staatsfernsehen eine Erklärung der syrischen Armee. Darin wurde kategorisch ausgeschlossen, dass die Armee chemische oder giftige Substanzen eingesetzt habe.

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