Irma ist ein absolutes Wirbelsturm-Monster! Seit 46 Stunden fegt er mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 km/h über den Atlantik und hinterlässt auf den karibischen Inseln Verwüstung (BLICK berichtete).
Schneise der Verwüstung
Der ganze Hurrikan-Riese hat eine Ausdehnung von 600 Kilometern und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h über die Karibik. Genau diese Voraussetzungen machen Irma laut Meteorologe Peter Wick besonders gefährlich: «Je grösser ein Hurrikan ist und je langsamer er sich bewegt, desto länger sind die einzelnen Gebiete den zerstörerischen Winden ausgesetzt», sagt er zu BLICK.
Tropische Wirbelstürme sind um diese Jahreszeit in der Karibik keine Seltenheit: Zurzeit wirbeln auch noch zwei schwächere Hurrikane, «José» vor Antigua und Barbuda, «Katia» im Golf von Mexiko über den Atlantik. Doch «Irma» sprengt die Norm bei Weitem: «Alle Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit sich ein solcher Rekord-Hurrikan bilden kann», sagt Phil Klotzbach, Wissenschaftler an der Colorado State University zu «Vox».
Wassertemperaturen machen Irma noch gefährlicher
Laut Klotzbach ist die Stärke eines Hurrikans von drei Faktoren abhängig: Wassertemperatur, Luftfeuchtigkeit und Scherwinde. Letztere sind Winde, die ihre Richtung auf kleinem Gebiet ständig ändern.
Damit ein Wirbelsturm überhaupt entstehen kann, muss die Wassertemperatur über 26 Grad Celsius betragen. Dann wärmt sich die Luft an der Meeresoberfläche auf und steigt in die Höhe. Dort sammelt sich die aufgestiegene Luft, dehnt sich aus und kühlt ab – dadurch bilden sich Wolken. Durch die Erdrotation beginnen sich diese zu drehen – es entstehen die typischen Hurrikan-Wirbel. Grundsätzlich gilt: «Je wärmer die Wassertemperatur, desto stärker wird der Hurrikan», sagt Klotzbach.
Für «Irma» seien die Wassertemperaturen dieses Jahr ideal gewesen: «Das Wasser war bis zu einem halben Grad wärmer als in den letzten Jahren», sagt Peter Wick. Durch die höhere Temperatur des Meeres wird auch die Luftfeuchtigkeit erhöht. Das führt zu Starkregen innerhalb des Hurrikans und damit zu Flut und Überschwemmung der betroffenen Gebiete.
Scherwinde können die Entstehung eines Hurrikans vorzeitig abbrechen. Denn wenn in unterschiedlichen Höhen verschiedene Windverhältnisse herrschen, fällt der Hurrikan auseinander. Bei «Irma» gab es laut Klotzbach aber «praktisch keine» Scherwinde. Daher konnte sich der Hurrikan ungestört aufbauen und wachsen.
Rekordstärke vor Floridas Küste?
Und «Irma» könnte, nachdem der Hurrikan am frühen Freitagmorgen auf die Kategorie 4 herabgestuft wurde, wieder an Kraft gewinnen. Denn der Hurrikan steuert derzeit auf die Bahamas zu, wo die Wassertemperaturen deutlich höher sind. «Im Gebiet der Bahamas und vor der Küste Floridas ist das Wasser bis zu 30 Grad Celsius warm», sagt Klotzbach.
Erreicht «Irma» das US-Festland, wird sich der Hurrikan dann langsam auflösen, so der Experte weiter: «Über dem Land gelangt trockene Luft in den Hurrikan, was die Windgeschwindigkeit verlangsamt.»