Privatjet in Wien beschlagnahmt!
Schweiz als Drehscheibe für Flugzeug-Schmuggel?

Grounding und Millionen-Busse: Der Zoll in Wien hat einen unverzollten Privat-Jet beschlagnahmt. Die Betrüger benützten die Schweiz als Zwischenstation.
Publiziert: 23.02.2017 um 13:19 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:55 Uhr
«Falcon 7X»: Eine solche Maschine wurde in Wien einen Monat lang am Boden gehalten. Herstellerin ist die französische Firma Dassault Aviation. (Symbolbild).
Foto: AP
Guido Felder

Es ist ein besonderer Fall von Schmuggel, mit dem sich die Österreicher befassen mussten. Es geht um einen Luxusjet des Typs Falcon 7X, der dem Zollamt Eisenstadt am Flughafen Wien nach der Landung im Sommer 2016 aufgefallen war. Ermittlungen ergaben: Die Maschine wurde in der EU unverzollt verwendet.

Johannes Pasquali, Sprecher des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen.
Foto: Zvg

Johannes Pasquali, Sprecher des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen, zu BLICK: «Unsere Ermittlungen ergaben, dass das Flugzeug im Wert von 39 Millionen Euro zuerst vom Erzeugerland Frankreich als steuerbefreite Lieferung in die Schweiz – als Drittland – exportiert wurde.» Wo in der Schweiz die Maschine Zwischenstopp machte, ist Pasquali nicht bekannt. 

Anschliessend wurde der Flieger in der estnischen Hauptstadt Tallinn wieder in die EU gebracht. Pasquali: «Beim Wiedereintritt in die EU hätte die Maschine angemeldet werden müssen.»

Die Maschine wurde in Wien einen Monat lang festgehalten. Sie durfte erst weiterfliegen, nachdem der Besitzer eine Million Euro an Zollschuld bezahlt hatte.

Laut dem Ministerium gehört der Flieger einer Firma mit Sitz im zentralamerikanischen Belize, ist aber auf der Isle of Man registriert. Die Insel zwischen Irland und Grossbritannien ist direkt der britischen Krone unterstellt. Sie ist als Kronbesitz weder Teil des Königreichs noch der EU. Sie gehört aber zum Zollgebiet der EU und ist als Ort zur Umgehung der Steuern bekannt.

Foto: KEY

Für Betrüger ist laut den österreichischen Behörden das «steuerumgehende Verhalten bei der Registrierung von Flugzeugen in sogenannten Offshore-Gebieten» wegen des hohen Gegenwertes attraktiv. Der Flugzeugschmuggel koste die EU-Staaten jährlich mehrere Millionen Euro.

Das österreichische Finanzministerium informiert erst jetzt, weil die Ermittlungen sehr kompliziert waren.

Für den Besitzer des in Wien beschlagnahmten Fliegers ist die Sache noch nicht ausgestanden. Pasquali: «Die Abgaben wurden zwar inzwischen entrichtet. Aber strafrechtlich ist diese Angelegenheit noch lange nicht erledigt.»

Die Schweiz scheint für Flugzeug-Schmuggler tatsächlich eine wichtige Rolle zu spielen. Sprecher David Marquis zu BLICK: «Wir können bestätigen, dass es in der Schweiz schon ähnliche Fälle gegeben hat. Es liegen auch entsprechende Gerichtsentscheide vor.»

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