Samba tanzt Kamilla Carvalho einfach meisterhaft. Im Karnevalstreiben von Rio sorgt sie aber nicht nur mit ihren Moves für Aufsehen. Wenn ab kommendem Sonntag die berühmten Paraden durch die brasilianische Metropole ziehen, wird Kamilla zu den Startänzerinnen der renommierten Salgueiro-Sambagruppe gehören – als erste Transgender-Frau.
Als Junge namens Wagner Carvalho wurde Kamilla in einer Favela in Rio geboren. Mit 14 nahm er das erste Mal an einer Samba-Parade teil. Heute, 16 Jahre und vier plastische Operationen später, ist aus dem glühenden Karnevalsanhänger eine -anhängerin geworden. Für Kamilla ein Traum. Der Alltag für Transgender ist allerdings nicht so glanzvoll, wie der Karneval.
«Transgender-Menschen stossen überall auf Widrigkeiten. Wenn Du mit mir in eine Bäckerei gehst, wirst Du angestarrt, ebenso wie in einem Nachtclub, der nicht an Leute wie mich gewöhnt ist. Alles, was anders ist, ruft Widerstand hervor.»
Nach Angaben der Organisation Transgender Europe wurden 2017 mehr als 170 Transgender-Menschen in Brasilien ermordet, gegenüber 25 in den USA. Dass sie jetzt als Samba-Star der Transgender-Gemeinschaft eine Bühne bieten kann, macht Kamilla stolz.
«Ich bin glücklich, fühle gleichzeitig aber auch eine grosse Verantwortung.»
Die Menschen sollten den Strassenkarneval nutzen, um gemeinsam friedlich zu feiern und andere Menschen zu umarmen – ohne Ausgrenzung, sagt Kamilla. Der Nachwuchs zeigt sich jedenfalls schon mal schwer beeindruckt.