Der serbische Staatspräsident Aleksandar Vucic hat die EU-Mission im Kosovo (Eulex) beschuldigt, bei der Festnahme eines Spitzenpolitikers seines Landes am Montag im Kosovo geholfen zu haben.
«Albanische Terroristen in Polizeiuniformen» hätten den in Serbien für das Kosovo zuständigen Politiker Marko Djuric rechtswidrig verhaftet «mit direkter Unterstützung von Eulex», sagte Vucic am Abend in Belgrad nach einer Eilsitzung des nationalen Sicherheitsrates.
Djuric war in Mitrovica im Norden des Landes von Spezialeinheiten der Polizei festgenommen und später nach Serbien abgeschoben worden. (Blick berichtete) Er habe sich illegal im Kosovo aufgehalten, hatte die Polizei ihren spektakulären Einsatz begründet.
«Djuric verprügelt, als Trophäe verwendet»
«Die Leute in der EU» wollten «den Albanern helfen, den Serben in Nordkosovo Angst in die Knochen zu jagen», sagte Vucic weiter: «Die albanischen Terroristen wollten zeigen, dass sie die Macht und die Unterstützung der westlichen Mächte haben«. Sie hätten Djuric verprügelt und ihn «als Trophäe» durch die Strassen geführt, um ihn so «zu erniedrigen».
Djuric sei inzwischen auf dem Weg nach Belgrad. «Alle an seiner Entführung Beteiligten werden sich dafür verantworten müssen", kündigte der serbische Präsident Vucic an.
Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo hatte am Montag die Einreise für Djuric und anderen serbischen Ministern und Spitzenpolitiker verboten. Um ihr Kommen zu verhindern, hatte die Spezialpolizei die Zufahrten ins Land kontrolliert.
Thaci äusserte sich
Djuric war jedoch ebenso wie ein weiterer enger Vucic-Mitarbeiter von Landsleuten offenbar über die grüne Grenze ins Land gebracht worden.
Kosovarische Polizeieinheiten nahmen den Unterhändler in der hauptsächlich von Serben bewohnten Stadt Mitrovica fest. Djuric nahm dort an einer öffentlichen Veranstaltung teil. Die Polizei setzte Tränengas ein, um Dutzende Menschen auseinanderzutreiben, die Djurics Festnahme verhindern wollten.
Djuric wurde nach kosovarischen Polizeiangaben in ein Polizeirevier in der Hauptstadt Pristina gebracht. Kosovos Präsident Hashim Thaci teilte mit, der serbische Unterhändler sei dann von der Polizei zurück an die serbische Grenze eskortiert worden.
Kosovo seit zehn Jahren unabhängig
Das mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnte Kosovo war nach dem Kosovokrieg mit 13'000 Toten und dem Ende der Nato-Luftangriffe im Jahr 1999 unter internationale Verwaltung gestellt worden. Zuvor war es eine serbische Provinz.
2008 hatte sich das Kosovo einseitig für unabhängig erklärt. Mehr als 110 Länder, darunter die meisten EU-Staaten, erkannten die Unabhängigkeit mittlerweile an. Aber die Regierung in Belgrad sträubt sich dagegen.
2011 waren unter EU-Vermittlung Verhandlungen über die Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo begonnen worden. Sie kamen aber in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr voran.
Vucic, der seit 2017 Präsident ist, fährt seit längerem einen EU-freundlichen Kurs. In den vergangenen Wochen hatte er mehrfach seine Kompromissbereitschaft in der Kosovo-Frage signalisiert. (SDA)