Österreich
Österreich kürzt Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder

Seggau – Die neue österreichische Regierung aus Konservativen und Rechtspopulisten startet mit einer Klausur ins neue Jahr. Die Koalition demonstriert viel Harmonie - und dreht weiter an der Anti-Ausländer-Schraube.
Publiziert: 05.01.2018 um 15:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 18:55 Uhr
Österreichs neuer Bundeskanzler Sebastian Kurz (l) mit seinem Vize, FPÖ-Chef Heinz Christian Strache, nach der ersten Klausur
Foto: KEYSTONE/APA/APA/ROLAND SCHLAGER

Die Koalition von Kanzler Sebastian Kurz beschloss die Kürzung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder trotz Bedenken aus der EU. «Es bringt mehr Gerechtigkeit, wenn die Familienbeihilfe an die Lebenserhaltungskosten im jeweiligen Land angepasst wird», sagte Kurz am Freitag nach der ersten Regierungsklausur in Schloss Seggau in der Steiermark. Die Massnahme betrifft hauptsächlich in Österreich beschäftigte Ausländer, deren Kinder in der Heimat leben.

Der Vorstoss des Vizekanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache, Asylbewerber in Kasernen unterzubringen und teilweise Ausgangssperren zu verhängen, wurde nach viel Kritik schnell wieder relativiert. Strache distanzierte sich von entsprechenden Äusserungen in einem Interview.

Quartiere für Flüchtlinge in leerstehenden Kasernen seien derzeit kein Thema, sagte Strache. Er fühle sich missverstanden. Er hätte in dem Interview nur bekräftigen wollen, dass sich niemand durch private Unterkünfte bereichern dürfe und der Staat künftig seine Aufgaben wieder stärker erfüllen müsse.

Die neue Regierung aus Konservativen und Rechtspopulisten verfolgt laut Strache vielmehr das Ziel, illegale Migration zur Gänze zu stoppen. Strache hatte Donnerstagabend in einem Interview des ORF davon gesprochen, Flüchtlinge könnten theoretisch in Kasernen untergebracht werden. Auch eine Ausgangssperre für Flüchtlinge am Abend und nachts hielt er für denkbar - ohne Details zu nennen.

Insgesamt wurden bei der zweitägigen Klausur die ersten sechs von 2000 Massnahmen im Regierungsprogramm beschlossen, wie es hiess. Die Kürzung der Familienbeihilfe für Kinder im Ausland bringt laut Kanzler Kurz Einsparungen von über 100 Millionen Euro.

Im Jahr 2016 gingen 273 Millionen Euro an Familienbeihilfe vorwiegend nach Ungarn, die Slowakei und Polen. In Österreich wurden in der Zeit 4,4 Milliarden Euro der Sozialleistung ausgeschüttet.

Die Beihilfe ist nach dem Alter der Kinder gestaffelt und beträgt zwischen 112 Euro ab der Geburt und 162 Euro ab 19 Jahren. Eine Sprecherin der EU-Kommission kündigte am Freitag an, das Gesetz mit Blick auf die Vereinbarkeit mit EU-Recht prüfen zu wollen.

Mit der Ersparnis durch die gekürzte Familienbeihilfe kündigte die Regierung die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für niedrige Einkommen an. Durch Einschnitte in Verwaltung und Ministerien sollen 1,4 Milliarden Euro eingespart werden. Die Regierungsspitze kündigte zudem eine Deregulierungsoffensive sowie eine integrierte Klima- und Energiestrategie an.

Bei einem Treffen mit Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron kommende Woche in Paris und danach mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Berlin will Kanzler Kurz für Österreichs Positionen werben. Europäische Themen und Österreichs EU-Vorsitz im zweiten Halbjahr 2018 sollen im Mittelpunkt stehen.

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