Vor drei Monaten verabschiedete sich Barack Obama (55) nach acht Jahren als US-Präsident in die Ferien. Seither mied er die Öffentlichkeit – auch wenn es ihm sein Nachfolger Donald Trump nicht leicht machte. Trump bezichtigte seinen Vorgänger, er habe ihn abhören lassen und lässt keine Gelegenheit aus, die Gesundheitsreform Obamacare schlechtzureden.
Nun äussert sich Obama erstmals öffentlich seit dem Ende seiner Amtszeit. «Was war los, als ich weg war?» scherzt er gleich zu Beginn des Anlasses an der Universität Chicago. Natürlich war in den ersten drei Monaten der Trump-Präsidentschaft einiges los – doch Obama vermeidet es tunlich, seinen Nachfolger zu kritisieren.
Er erwähnt Trump mit keinem Wort und hält sich damit an die Tradition von Ex-Präsidenten, ihrem Nachfolger zu Amtsbeginn Raum zu lassen. Genauso hatte es George W. Bush mit ihm getan und in einem Interview gesagt, der Obama «verdient mein Schweigen».
Kein Wort zu Obamacare und Nordkorea
Bei dem Forum in Chicago geht es darum, wie sich junge Menschen in den harschen politischen Zeiten gemeinschaftlich engagieren können. Gleich zu beginn stellt Obama klar, dass er nicht als Sprecher der Demokraten hier sei. Er schweigt zu aktuellen Themen wie der Gesundheitsreform und der US-Aussenpolitik.
«Ich denke viel darüber nach, was das wichtigste ist, das ich mit meinem nächsten Job erreichen kann», sagt Obama. Und liefert gleich eine Antwort: «Ich kann die nächsten Generation vorbereiten, das Zepter in die Hand zu nehmen und selbst zu versuchen, die Welt zu verändern.»
Diskussion statt Monolog
Es wird einmal mehr deutlich, wie unterschiedlich Obama und sein Nachfolger sind. Während sich der Showman Trump bei jeder Gelegenheit selbst inszeniert, drängt sich Obama selbst bei seinem Comeback nicht in den Vordergrund.
Statt einen langen Monolog zu halten, stellt er den Podiumsteilnehmern Fragen und gibt ab und zu seine Gedanken und Ansichten zum Besten. Zeigt sich nachdenklich, sinniert und philosophiert. Ein bisschen wie ein Professor.
Und wie ein guter Professor gibt er den Studenten auch einen Ratschlag mit – sie sollen doch vorsichtig mit den sozialen Medien umgehen. Denn: «Wenn es Fotos von allem gäbe, was ich in der High School gemacht habe, wäre ich wohl nie Präsident geworden.» (rey)