Im abgeschotteten Nordkorea wächst nach Angaben eines geflüchteten früheren Diplomaten die Unzufriedenheit über das Regime von Kim Jong Un.
«Geringer Widerspruch oder Kritik an der Regierung werden immer lauter», sagte der frühere stellvertretende Botschafter Nordkoreas in London, Thae Yong Ho.
Auch wenn das noch auf niedrigem Niveau stattfinde, so sei es vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.
«Tage von Kim Jong Un gezählt»
Angesichts der nach wie vor schwierigen Versorgungslage versuchten vermehrt Menschen, sich zu widersetzen, sagte Thae. Durch immer häufiger durchsickernde Informationen von aussen werde das System zudem von aussen unterhöhlt.
Aus eingeschmuggelten Videos mit südkoreanischen TV-Serien und Filmen hätten die Nordkoreaner beispielsweise erfahren, dass Südkorea ein reiches Land ist.
Die Tage von Machthaber hält Thae für gezählt. Wie lange es allerdings dauern werde, bis es zu einem offenen Aufruhr komme, sei schwierig zu sagen.
Die Weltgemeinschaft müsse weiter Druck auf Pjöngjang ausüben, damit es sein Atomprogramm aufgebe. Ein neuer Krieg zwischen beiden Koreas würde die gesamte koreanische Halbinsel in Asche legen.
Ungewisse Zukunft als Fluchtmotiv
Thae hatte sich im vergangenen August mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen nach Südkorea abgesetzt. Er gehört damit zu den hochrangigsten Vertretern, die aus Nordkorea fliehen konnten.
Thae beschrieb seine Unzufriedenheit und die ungewisse Zukunft seiner beiden Söhne als Motive für seine Flucht. Als Kim an die Macht gekommen sei, habe er gehofft, dass dieser «vernünftige Entscheidungen trifft, um die Nordkoreaner vor der Armut zu retten». Doch sei er angesichts der politischen Säuberungen von Funktionären schon bald enttäuscht worden.
Verschärfte Uno-Sanktionen
Wegen Kims Atom- und Raketenversuchen im vergangenen Jahr waren die Uno-Sanktionen gegen das völlig verarmte Land zuletzt verschärft worden. In seiner Neujahrsansprache hatte Kim angekündigt, einen weiteren Test einer Interkontinentalrakete vorzubereiten.
Experten gehen jedoch davon aus, dass das Land noch Jahre davon entfernt ist, eine derartige Rakete mit Atomsprengkopf zu entwickeln, welche Ziele in den USA erreichen könnte. (gr/SDA)