Schiessen lernen und sich selbst verteidigen, das ist das Ziel dieser Männer im US-Bundesstaat Pennsylvania. Wenige Tage nachdem ein antisemitischer Attentäter in einer Pittsburgher Synagoge elf Menschen erschoss, nehmen sie an einem Schiesstraining teil, das sich speziell an jüdische Menschen richtet. Yonatav Stern kämpfte früher für die israelische Armee und betreibt nun die Trainingseinrichtung.
Yonatav Stern, Direktor der Cherev Gidon Israeli Tactical Defense Academy: «Mein Ziel ist es, so vielen Juden wie möglich beizubringen, wie man eine Schusswaffe trägt und effektiv reagiert, wenn – Gott behüte – noch mal so etwas passiert. Und ich bin sicher, das wird es.»
Die Kampfakademie gibt es schon seit sechs Jahren, doch noch nie sei der Andrang so hoch gewesen, sagt Stern. Hunderte Menschen hätten ihn seit Samstag kontaktiert.
«Wer denkt, dass Waffen nicht in unsere Gesellschaft gehören, lebt in einer Fantasiewelt. Das ist die Wahrheit. Jeder der denkt, dass Waffen nicht in Synagogen oder Kirchen gehören oder andere Gebetshäuser ist wahnsinnig. Und dieser Wahnsinn ist gefährlich.»
Viele Teilnehmer fühlen sich seit dem Anschlag verunsichert und sehen die Bewaffnung als einzige Chance, sich sicher zu fühlen.
Lazer Gajer, Teilnehmer: «Es kann überall passieren, wenn man spazieren geht, oder in der Synagoge. Es kann in der Schule passieren, überall! Überall da, wo Menschen anderen Menschen schaden wollen. Ich will vorbereitet sein. Ich sage nicht, dass ich der perfekte Typ für sowas bin, das bin ich sicherlich nicht. Ich will nur vorbereitet sein, damit ich reagieren kann, wenn ich mal in so eine Situation komme.»
US-Präsident Donald Trump hatte nach dem Anschlag suggeriert, dass ein bewaffneter Synagogenbesucher das Massaker vielleicht hätte verhindern können. Getreu nach dem Motto der National Rifle Assoociation: Die Einzige Möglichkeit einen Bösewicht mit einer Waffe aufzuhalten, ist ein guter Kerl mit einer Waffe. Wissenschaftler der Universität Stanford haben diese Behauptung inzwischen widerlegt. Erlaubt ein Staat seinen Bürgern das Tragen von Waffen, steigt die Rate an Gewaltverbrechen nach 10 Jahren um bis zu 15 Prozent, so die Studie. Und so ist diese Schiesstraining vor allem eines: Ein Geschäft, bei dem der Kunde das Gefühl der Sicherheit kauft.