Merkel verteidigt im TV ihre Flüchtlingspolitik
«Es ist meine verdammte Pflicht»

Für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es keine sinnvolle Alternative zu einem gemeinsamen europäischen Ansatz in der Flüchtlingsfrage. Von einer Obergrenze für die Zahl der Migranten will sie nichts wissen.
Publiziert: 29.02.2016 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:32 Uhr
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Talkshow-Moderatorin Anne Will (links).
Foto: Imago

Angela Merkel (61) hat bei ihrem gestrigen Auftritt in der Talk-Show «Anne Will» ihre umstrittene Flüchtlingspolitik verteidigt.

«Deutschland gespalten, in Europa isoliert – wann steuern sie um Frau Merkel?», lautete das Thema der Sendung.

Die deutliche Antwort der deutschen Bundeskanzlerin: An einen Kurswechsel denke sie nicht, sie habe keinen Plan B. Und übers Scheitern denke sie gar nicht erst nach. Wer an den Erfolg glaube, könne schliesslich «Berge versetzen». 

«Spiegel Online» schreibt heute, der Auftritt der mächtigsten Frau der Welt habe etwas «Rauschaftes» gehabt.

Sicher ist: bei ihren Ausführungen sparte die Merkel nicht an markigen Worten.

«Meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit besteht darin, dass dieses Europa einen gemeinsamen Weg findet», sagte sie.

Sie hat zwar Verständnis für die Kritik und Zweifel an ihrem Kurs. «Ich bin manchmal auch verzweifelt», sagte sie. Aber, so Merkel weiter, «daraus muss dann wieder Vernunft erwachsen.» 

Und Vernunft heisst für Merkel: Ein gemeinsamer europäischer Ansatz in der Flüchtlingsfrage. EU-Grenzen sichern. Und durch die Bekämpfung der Fluchtursachen die Zahl der Flüchtlinge verringern. 

Eine Obergrenze für Flüchtlinge einführen, wie dies von CSU-Chef Horst Seehofer aber auch von zahlreichen CDU-Politikerin gefordert wird, will die Kanzlerin nach wie vor nicht. 

Würde sie solchen Forderungen nachkommen, habe sie vielleicht vier Wochen Ruhe. Anschliessend würde sie sich aber revidieren müssen. Dann wäre die Enttäuschung in der Bevölkerung «noch viel, viel grösser», sagte sie. 

Gleichzeitig sicherte Merkel Griechenland, das derzeit besonders unter dem Ansturm er Flüchtlinge leidet, ihre Hilfe zu. Und sie kritisierte die Entscheidung Österreichs und einiger Balkan-Staaten, die Grenzen einseitig teilweise zu schliessen, ohne sich mit Griechenland abgestimmt zu haben.

«Das ist genau das, wovor ich Angst habe. Wenn der eine seine Grenze definiert, muss der andere leiden. Das ist nicht mein Europa.»

Eine sinnvolle Alternative für einen gemeinsamen europäischen Ansatz, so Merkel, gebe es nicht. (bau) 

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