Die Explosion in der U-Bahn von St. Petersburg wurde einem Agenturbericht zufolge von einem Selbstmordattentäter ausgelöst. Die verdächtige Person sei 23 Jahre alt und komme aus einer ehemaligen Sowjet-Republik. Der Name der Republik wurde nicht genannt.
Nach bisherigen Kenntnisstand soll der Mann radikal-islamistisch Verbindungen haben. «Es gibt eine Version, nach der die Bombe von einem Selbstmordattentäter getragen wurde», sagte eine Quelle innerhalb der Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax.
Die staatliche Agentur Tass zitierte eine Quelle, nach der ein Mann und eine junge Frau aus Zentralasien in die Tat involviert sein könnten. Die Behörden hatten zunächst nach zwei Verdächtigen gesucht, die auf Bildern der Überwachungskameras im Metrobereich entdeckt wurden.
Bei dem Anschlag am Montagnachmittag kamen mindestens elf Menschen ums Leben, 45 wurden verletzt.
Ein Sprengsatz explodierte in einer fahrenden U-Bahn nahe der Station Sennaja Ploschad unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Stadt.
Bis zu 300 Gramm TNT
Behördenquellen schätzten die Sprengkraft der Bombe auf 200 bis 300 Gramm TNT. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken.
Präsident Wladimir Putin selbst hielt sich in St. Petersburg zu einem Treffen mit dem weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko auf. Alle Metro-Stationen der Stadt wurden geschlossen.
Die Explosion ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit ausserhalb der Hauptverkehrszeit. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen.
Fernsehsender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein grosses Loch zu sehen.
Trump und Leuthard äussern sich
Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: «Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.» In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht.
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres drückte den betroffenen Familien sein tiefes Mitgefühl aus. «Die Verantwortlichen dieser schrecklichen Tat müssen zur Rechenschaft gezogen werden», teilte sein Sprecher mit.
Betroffene Reaktionen und Beileidsbekundungen kamen unter anderen auch von US-Präsident Donald Trump, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel.
«Schockierend und traurig»
Auch aus der Schweiz gabs solidarische Töne: Bundespräsidentin Doris Leuthard zeigte sich bestürzt über den Anschlag. «In Gedanken bin ich bei den Betroffenen und spreche den Angehörigen der Opfer mein Mitgefühl aus», sagt Leuthard in einem Statement.
Und selbst der Fussball-Weltverband FIFA reagierte betroffen. Die Explosion sei «schockierend und traurig», hiess es in einer Stellungnahme des Verbandes am Montag. St. Petersburg ist als Spielort für die Fussball-WM 2018 und den Confederations Cup in diesem Sommer vorgesehen.
Nicht der erste Anschlag
Russland war in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen militanter Tschetschenen. Führer der Rebellen, von denen einige als Islamisten für ein unabhängiges Kaukasus-Kalifat kämpfen, hatten wiederholt mit weiteren Attacken gedroht. 2010 waren 38 Menschen gestorben, als zwei weibliche Selbstmordattentäter ihre Sprengsätze in der Moskauer Metro zündeten.
Tschetschenen kämpfen auch an der Seite der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Dort hat Russland militärisch in den Konflikt militärisch - an der Seite von Präsident Baschar al-Assad. Die Behörden haben daher vor allem Rückkehrer von dort im Auge. (SDA/gru)