Katalonien-Knatsch
Gericht verbietet Puigdemont Exil-Kandidatur

Am Dienstag wird in Barcelona der neue katalonische Regionalpräsident gewählt. Das spanische Verfassungsgericht hat nun entschieden, dass Carles Puigdemont gewählt werden darf – aber nur, wenn er persönlich anwesend ist.
Publiziert: 27.01.2018 um 22:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:40 Uhr
Steckt in der Zwickmühle: Will Puigdemont zurück an die Macht, kommt er ins Gefängnis.
Foto: AFP

Gut einen Monat ist es her, seit bei den Neuwahlen in Katalonien erneut die Separatisten eine Mehrheit hinter sich scharen konnten. Für den bisherigen Regierungschef Carles Puigdemont (55) war damit klar: Er will nochmals an die Macht. Von seinem Exil in Brüssel aus stellte er sich als Kandidat für den Posten des katalanischen Regionalpräsidenten zur Verfügung. Puigdemont war nach Belgien geflohen, nachdem die spanische Zentralregierung ihn abgesetzt und einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hatte.

Sein Aufenthaltsort wird Puigdemont nun zum Verhängnis. Heute, wenige Tage vor der Wahl der neuen Regionalregierung, hat das spanische Verfassungsgericht ein Urteil gefällt. Demnach darf Puigdemont zwar grundsätzlich gewählt werden – aber nur, wenn er bei seiner Wahl auch anwesend ist. Das berichten zahlreiche spanische Medien.

Madrid wollte Kandidatur kippen

Die Richter waren aufgrund eines Anfechtungsantrags der spanischen Zentralregierung zusammengekommen und hatten sich nach einer gut achtstündigen Marathonsitzung für eine Kompromisslösung entschieden. Die Kandidatur wurde weder – wie von Madrid gewünscht – gekippt noch bedingungslos akzeptiert.

Somit steht der Debatte über den Kandidaten und dessen Regierungsprogramm sowie der anschliessenden Wahl der neuen Regionalregierung der Konfliktregion am Dienstag in Barcelona vorerst nichts im Wege. Bei einer Annullierung der Kandidatur wäre die Parlamentssitzung automatisch abgesagt worden.

Katalonien-Newsticker

Seit dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober 2018 befinden sich Katalonien und der Rest Spaniens in einer angespannten Situation. Nach den harten Gerichtsurteilen Mitte Oktober 2019 gegen führende Separatisten-Politiker eskaliert die Situation und es kommt zu Krawallen in Katalonien. Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine aktuellen Entwicklungen im Kampf um die Unabhängigkeit der Katalanen.

Gemeinsamer Weg oder Spaltung: Die spanische Regierung in Madrid wird von der Regionalregierung in Katalonien nur eine klare Antwort akzeptieren.
Gemeinsamer Weg oder Spaltung: Die spanische Regierung in Madrid ist mit der Regionalregierung in Katalonien uneins.
KEYSTONE/AP/MANU FERNANDEZ

Seit dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober 2018 befinden sich Katalonien und der Rest Spaniens in einer angespannten Situation. Nach den harten Gerichtsurteilen Mitte Oktober 2019 gegen führende Separatisten-Politiker eskaliert die Situation und es kommt zu Krawallen in Katalonien. Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine aktuellen Entwicklungen im Kampf um die Unabhängigkeit der Katalanen.

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