Kardinal Marx zum Missbrauchsskandal
«Viele Menschen glauben der katholischen Kirche nicht mehr»

Bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda soll eine Studie zum jahrelangen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgestellt werden.
Publiziert: 25.09.2018 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2022 um 14:27 Uhr

Kardinal Reinhard Marx hat angesichts des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche für einen Neuanfang geworben. Beim Eröffnungsgottesdienst zur Herbstvollversammlung, sagte der Präsident der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag in Fulda, viele Menschen glaubten der katholischen Kirche nicht mehr.

Angesichts dessen, was in der Geschichte passiert sei, könne man das verstehen. Es gehe jetzt darum ein Zeichen zu setzen und einen neuen Anfang zu machen. Auf der Konferenz der Bischöfe soll eine lange erwartete Studie zum jahrelangen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgestellt werden.

«Die Opfer, die Betroffenen, haben ein Recht auf Wahrheit und Gerechtigkeit. Und dazu braucht man das Gespräch mit ihnen, mit Fachleuten. Wir brauchen die Hilfe von aussen, wir brauchen konkrete Überlegungen, darüber werden wir in diesen Tagen miteinander sprechen. Wir wollen hinschauen, wir wollen verstehen, wir wollen Konsequenzen ziehen.»

Die sogenannte MHG-Studie, die nach den beteiligten Forschungseinrichtungen in Mannheim, Heidelberg und Giessen benannt ist, wurde im Jahr 2013 begonnen und jetzt abgeschlossen. Sie untersucht sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Veröffentlichung der Studie sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagt der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Johannes-Wilhelm Rörig.

Das reiche aber nicht. Vielmehr müsse sich auch der Staat einschalten:

«Für die Aufarbeitung ist es so wichtig, dass Betroffene jetzt im Mittelpunkt der Aufarbeitung stehen, nicht mehr der unberechtigte Institutionenschutz Katholische Kirche, sondern die Rechte der Betroffenen, denen so unendliches Leid angetan wurde. Das muss jetzt nach ganz oben auf die Prioritätenliste. Und das kann man der Kirche jetzt hier meines Erachtens nicht mehr alleine überlassen. Deswegen schlage ich vor, dass zwischen Staat und Kirche vertraglich absolut verbindlich die Kriterien der Aufarbeitung festgelegt werden.»

Die Diskussion über den sexuellen Missbrauch in der Kirche beschäftigt die Öffentlichkeit bereits länger. Verschiedene Medien hatten erste Ergebnisse der Studie Anfang September vorab veröffentlicht. Demnach wurden mehr als 1600 Repräsentanten der Kirche beschuldigt, zwischen den Jahren 1946 und 2014 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben.

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