Die Fussfessel ist weg, endlich frei! Für die Deutsch-Amerikanerin Debra Milke (51) sind 25 Jahre des Schreckens zu Ende gegangen.
Die weisshaarige Frau, deren Mutter in Emmetten NW begraben liegt, sass 22 Jahre in der Todeszelle im US-Bundesstaat Arizona. Die Anklage: Sie habe 1989 ihren vierjährigen Sohn Christopher erschiessen lassen. Ein US-Gericht sagt nun, dass sie fälschlicherweise verurteilt worden war (BLICK berichtete).
Debra Milke ist erleichtert und gleichzeitig tieftraurig. An ihrer ersten Medienkonferenz in Freiheit sagte sie: «Ich leide sehr unter dem Verlust. Ich vermisse meinen Sohn so sehr. Aber es tröstet mich, dass Christophers Geist immer in mir sein wird.» Ein Kind zu verlieren, sei für jede Mutter grausam. Aber dann auch noch zu Unrecht dafür beschuldigt zu werden, sei unerträglich. Unter Tränen erzählte sie, wie sehr ihr Sohn es liebte, wenn sie Kaugummiblasen machte und er diese mit dem Finger platzen liess.
Sie sah Christopher am 2. Dezember 1989 zum letzten Mal. Ein Mitbewohner wollte dem Buben in einem Einkaufszentrum den Weihnachtsmann zeigen. Christopher kehrte nie zurück. Seine Leiche wurde später mit drei Kugeln im Kopf gefunden. Der Mann sowie sein Freund sitzen heute in Arizona in der Todeszelle.
Warum nur haben sie den Buben getötet? Debra Milke kann nur spekulieren: «Vielleicht wollten die Männer mehr von mir, und Christopher war ihnen im Weg.»
Debra Milke hat inzwischen den Staat Arizona auf Schadenersatz verklagt: Sie hofft auf eine Million Dollar für jedes Jahr, das sie unschuldig im Gefängnis sass. Während dieser Zeit musste sie sogar ihre eigene Hinrichtung proben. Auch die Henkersmahlzeit hatte sie schon ausgewählt.
So schnell wie möglich wird Debra Milke nach Berlin und auch in die Schweiz reisen, um dort das Grab ihrer Mutter in Emmetten zu besuchen. «Ich wünschte mir so sehr, dass sie das noch hätte erleben können.» Ihre Mutter Renate Janka starb im Herbst 2014 an Krebs. Sie hatte all die Jahre für die Freilassung ihrer Tochter gekämpft.
2013 wurde Milke auf Kaution und mit Fussfessel aus dem Gefängnis entlassen. Seitdem hat sie gelernt, sich in der Freiheit wieder zurechtzufinden. Besonders die neuen Technologien faszinieren sie. «Es ist verrückt, dass man heute im Auto telefonieren kann, ohne ein Telefon in der Hand zu halten.»