Nima Pour Jakub (30) hat die Brutalität des iranischen Regimes am eigenen Leib erfahren. Wegen «Propaganda gegen das System» und Mitgliedschaft in einer oppositionellen Gruppe wurde der Gewerkschafter 2011 zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm gelang jedoch die Flucht in die Schweiz, wo er sich zum Pädagogen ausbilden liess.
«Das Volk ist müde»
Für den Menschenrechtsaktivisten bedeuten die Proteste der Anfang vom Ende des aktuellen Regimes. «Der Druck aus dem Volk ist so gross, dass ihm das Regime nicht standhalten wird», sagt Jakub dem BLICK. Die Regierung zeige kein Interesse, die Probleme der Iraner zu lösen.
Vielmehr stecke es die Prioritäten in Waffenlieferungen an die Hisbollah und die Hilfe für Assad in Syrien. Jakub: «Das Volk wurde vom Regime vernachlässigt, es ist müde.» Die meisten Iraner wünschten sich eine dynamische Wirtschaft, um arbeiten und Geld verdienen zu können. Rund 70 Prozent der Iraner leben in Armut.
Frauen reissen Verhüllung vom Kopf
Auf der Strasse zerreissen Iraner Bilder des Obersten Religionsführers Ayatollah Ali Khamenei und des Kommandanten Kasim Sulejmani. Polizisten weigern sich, auf die Demonstranten einzuschlagen.
Ein Hidschab auf einem Stab wird zum Symbol des Widerstands: Viele Frauen reissen sich die Verhüllung vom Kopf und schwenken sie auf der Strasse. Jakub: «Das alles sind für mich klare Zeichen der Wende.»
Der Tag wird kommen
Der in Bellach SO wohnhafte Jakub rechnet zwar damit, dass sich das Regime mit noch grösserer Brutalität und Repression wehren wird. «Aber unser Tag wird kommen, vielleicht schon morgen, vielleicht auch erst in ein paar Jahren», ist Jakub überzeugt. Sein Volk sei reif genug, ein demokratisches System aufzubauen.
Jakub ist optimistisch: «Ich hoffe, dass ich in einem Jahr wieder in den Iran zurückkehren kann!»