Der musikalische Protest dieser Demonstrantin gegen den Brexit konnte am Sonntag in Brüssel nichts mehr ausrichten. Die EU und Grossbritannien haben ihr Abkommen zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union besiegelt. Die Staats- und Regierungschefs der verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten verabschiedeten bei ihrem Sondergipfel am Sonntag einen historischen Vertrag. Erstmals verlässt ein Mitglied die Staatengemeinschaft. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach von einem traurigen Tag. Es gebe keinen Grund für Applaus oder Champagner. Das ausgehandelte Abkommen nannte er aber zufriedenstellend.
«Ich bin vollkommen überzeugt: Das der einzig mögliche Deal. Wer glaubt, dass es nach einer Ablehnung ein besseres Abkommen geben könnte, werden schon Sekunden nach ihrem Nein enttäuscht sein.»
Grossbritanniens Premierministerin Theresa May verteidigte den knapp 600 Seiten dicken Ausstiegsvertrag und appellierte an das Parlament, grünes Licht zu geben.
«Vor Weihnachten werden die Abgeordneten über den Deal abstimmen. Es wird eine der wichtigsten Entscheidungen seit Jahren sein. Von ihr hängt es ab, ob wir gemeinsam in einer bessere Zukunft schreiten oder ob wir Tür und Tor für noch mehr Spaltung und Unsicherheit öffnen. Die britische Bevölkerung will nicht noch länger über den Brexit streiten. Sie möchte einen guten Deal, der dem entspricht, wofür sie abgestimmt haben und der es uns gestattet, wieder Einigkeit im Land zu haben. Ich werde dieses Abkommen im Parlament einbringen, in der Überzeugung, dass wir den bestmöglichen Deal erreicht haben.»
Der Ausgang in London ist ungewiss, weil im Unterhaus nicht nur die sozialdemokratische Labour-Opposition gegen das Abkommen stimmen will, sondern auch Parlamentarier ihrer eigenen Tories und der nordirischen DUP. Eine Ablehnung des Deals würde nach Einschätzung des britischen Tory-Abgeordneten Dominic Grieve die Chancen für ein neues Brexit-Referendum steigern. Dieses Szenario dürfte den rund 100 Demonstranten, die am Sonntag vor dem Europäischen Rat in Brüssel gegen den Ausstieg zum 29. März 2019 protestierten, gefallen. Sie forderten eine zweite Volksabstimmung.