Ophelia ist schon der zehnte Hurrikan, der diese Saison über dem Atlantik entstanden ist. Doch anders als seine Vorgänger Harvey, Irma und Maria zieht er nicht in Richtung der amerikanischen Küste – sondern nach Europa.
Der Sturm wurde heute zu einem Hurrikan der Stufe 1 erklärt. Das bedeutet, dass Ophelia Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h erreichen kann.
Seltenes Phänomen
Es ist selten, dass ein Hurrikan seinen Weg bis nach Europa findet. «Normalerweise ziehen die tropischen Stürme mit den Passatwinden in westliche Richtung», sagt Klaus Marquardt von Meteo News zu BLICK.
Während die Passatwinde aus dem Osten wehen, kommen die Winde oberhalb des 30. Breitengrads aus dem Westen. Ophelia hat sich nördlicher im Atlantik gebildet, als Stürme das normalerweise tun. Deswegen zieht der Sturm nun in Richtung Europa.
Hurrikane in kälterem Gewässer
Doch die Wassertemperatur weiter nördlich reicht für gewöhnlich nicht aus, damit sich ein Hurrikan formen kann. Schon zwei, drei Grad weniger als die benötigten 26 Grad verhindern das Entstehen der Stürme. Warum also kann Ophelia trotzdem Richtung Europa wirbeln? «In seltenen Fällen können Hurrikane auch bei 23 Grad Wassertemperatur entstehen. Dann, wenn die Luft der oberen Atmosphäre besonders kalt ist», erklärt Marquardt.
Wenn der Temperaturunterschied zwischen dem warmen Wasser und der kalten Luft genug gross sind, können Hurrikane auch weiter nördlich entstehen.
«Der ganze Vorgang ist jedoch sehr selten und begünstigt nur das Entstehen von Hurrikanen der Stufe eins, maximal zwei», erläutert der Meteorologe. Wenn die Ozeane auch nur ein halbes Grad wärmer werden, würde das ganze Phänomen jedoch häufiger vorkommen.
Es wird ungemütlich für Irland
Ophelia wird laut Vorhersagen am Montag auf Irland und Grossbritannien treffen: «Dort wird der Sturm jedoch kein Hurrikan mehr sein, sondern ein Tropensturm», sagt Marquardt. Denn das Wasser vor der Küste Irlands ist deutlich kälter, und Hurrikane haben es lieber warm.
«Es besteht jedoch eine 50-Prozent-Chance, dass der Sturm am Montag trotzdem noch die Windstärken eines Tropensturms haben wird», sagt der Meteorologe weiter. Die Geschwindigkeiten von bis zu 115 Stundenkilometern würden dann für die Iren sehr ungemütlich werden: «Dagegen war der Sturm Xavier in Norddeutschland ein Lüftchen.» Das Sturmtief von letzter Woche hat im gesamten Norden und Osten Deutschlands erheblichen Schaden angerichtet. Sieben Menschen kamen ums Leben.
Ophelia wird anschliessend weiter nach Norwegen ziehen und am Mittwoch als Sturmrest von einem anderen Tief über Nordskandinavien aufgesammelt werden.
Goldenes Oktoberwetter in der Schweiz
Das Schweizer Wetter wird durch den Hurrikan nicht beeinflusst: «Wir erleben gerade ein Hochdruckgebiet, das uns wunderbares Oktoberwetter beschert». Davon können die Iren gerade nur träumen.