Mohammed bin Salman (MbS) war der erste Staatschef, der in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires eintraf. Bei seiner Ankunft am Donnerstag lächelte der saudische Kronprinz noch zuversichtlich. Als am Freitag der G20-Gipfel begann, verschwanden die freundlichen Gesichtszüge von MbS mit Fortdauer des Tages.
«MbS» steht unter spezieller Beobachtung. Der Mord an Journalist und Regimekritiker Jamal Khashoggi (†59) manövrierte den bislang im Westen beliebten Kronprinzen in ein schlechtes Licht. Dass viele Staatschefs nicht gut auf ihn zu sprechen sind, zeigte sich auch während des offiziellen «Familienfotos». MbS wurde von seinen Kolleginnen und Kollegen weitgehend ignoriert. Nach dem Pflichttermin suchte er schnell das Weite von der Bühne, ohne sich mit anderen Staatschefs zu unterhalten oder Hände zu schütteln.
Macron zu MbS: «Ich mache mir Sorgen»
Kurz bevor dem Fototermin knöpfte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Saudi-Kronprinzen vor. In einem Video, das auf Twitter verbreitet wurde, unterhalten sich die beiden auf Englisch. Ein Grossteil des Audios ist unhörbar, aber einige Gesprächsfetzen sind verständlich. MbS sagt zu Macron, er müsse sich keine Sorgen machen, worauf dieser antwortet: «Ich mache mir Sorgen.» Etwas später sagt der französische Präsident: «Du hörst mir nie zu», worauf sein Gegenüber entgegnet: «Ich werde natürlich zuhören.»
Ein französischer Präsidentensprecher erklärte später, Macron habe MbS gegenüber zu verstehen gegeben, dass die Europäer auf international durchgeführte Ermittlung im Fall Khashoggi bestehen würden. Er habe dem Prinzen gegenüber «sehr feste» Botschaften übermittelt und auch die Notwendigkeit unterstrichen, eine rasche politische Lösung im Jemen-Krieg zu finden, sagte der Beamte weiter.
Nur Putin versteht sich mit MbS
Auch US-Präsident Donald Trump (72) hält sich von MbS grösstenteils fern. Zu Gesprächen zwischen den beiden wird es in Argentinien nicht kommen. Ein hochrangiger Beamter des Weissen Hauses sagte am Freitag, Trump hätte mit dem saudischen Kronprinzen «kurze Höflichkeiten ausgetauscht».
Nur mit Wladimir Putin scheint sich Mohammed bin Salman gut zu verstehen. Als sich die beiden am Freitag zum ersten Mal in Argentinien über den Weg liefen, schüttelten sie sich energisch die Hände und lächelten unentwegt. Der russische Präsident hat bislang weder Saudi-Arabien noch «MbS» persönlich für die Ermordung von Khashoggi kritisiert. Die beiden werden am Samtag bilaterale Gespräche führen, sagte ein Kreml-Sprecher zur Nachrichtenagentur Reuters. (nim)
Der regimekritische saudische Journalist Jamal Khashoggi wurde im Oktober im Istanbuler Konsulat getötet – vermutlich auf Befehl aus Saudi-Arabien. Seither zieht der Fall international immer weitere Kreise. Es bleiben aber weiterhin viele ungelöste Fragen zum Mord.
Der regimekritische saudische Journalist Jamal Khashoggi wurde im Oktober im Istanbuler Konsulat getötet – vermutlich auf Befehl aus Saudi-Arabien. Seither zieht der Fall international immer weitere Kreise. Es bleiben aber weiterhin viele ungelöste Fragen zum Mord.