Nach der Verkündung des Urteils erhob sich der ehemalige Militärkommandant und rief: «Slobodan Praljak ist kein Kriegsverbrecher. Ich weise Ihr Urteil zurück.» Dann trank er aus einem kleinen Behälter eine Flüssigkeit. «Ich habe gerade Gift getrunken», sagte er vor laufenden Kameras und den Augen der geschockten Richter.
Jetzt ist auch klar, um welches Gift es sich handelt. Laut niederländischer Staatsanwaltschaft trank der 72-Jährige Zyankali aus dem Flakon, wie «Euronews» berichtet. Unklar bleibt weiterhin, woher er das Gift hatte und wie es in den Gerichtssaal gelangen konnte.
Abschiedsbrief vor zwei Jahren geschrieben
Der Suizid sorgte für weltweite Schlagzeilen: Hatte er ihn seit Jahren geplant? Offenbar hatte er seiner Familie schon vor zwei Jahren einen Abschiedsbrief zukommen lassen, berichtet die kroatische Zeitung «Vecernji List». Auf dem versiegelten Brief schrieb er die Anweisung, ihn erst im Falle seines Todes zu öffnen. Im Brief soll er die Anweisung erteilt haben, dass seine Asche verstreut werden solle. Er wolle kein Begräbnis.
Das letzte Verfahren
Die Untersuchung wird den Angaben zufolge von Richter Hassan Jallow aus Gambia geleitet. Er war auch Ankläger beim Uno-Tribunal zu Kriegsverbrechen in Ruanda. Der Bericht soll noch vor Jahresende vorliegen. Dann wird das Uno-Tribunal in Den Haag nach 25 Jahren seine Arbeit beenden.
Das Berufungsverfahren gegen Praljak und fünf Mitangeklagte war das letzte Verfahren vor dem Strafgerichtshof für Ex-Jugoslawien. Es ging um Kriegsverbrechen im bosnisch-kroatischen Krieg von 1993 bis 1994, der während des Bosnien-Krieges (1992–1995) aufgeflammt war.