«Kann sein, dass bald ein Putin-Nachfolger aufgebaut wird»
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Russland-Experte Schmid:«Kann sein, dass bald ein Putin-Nachfolger aufgebaut wird»

Geheimer Anti-Putin-Gipfel in Litauen
Experten überlegen, wie sie Russlands Präsidenten loswerden können

Um Wladimir Putin loszuwerden, hat die litauische Regierung Geschäftsleute, Politiker und Journalisten eingeladen. Derweil feiert die russische Armee im Osten der Ukraine weitere Erfolge, bald könnte auch die Grossstadt Sewerodonezk fallen.
Publiziert: 27.05.2022 um 13:11 Uhr

Kreml-Chef Wladimir Putin (69) wollte mit der Ukraine-Invasion sein Land wieder mächtig machen, hat damit aber vor allem eines erreicht: Seine eigene Position geschwächt. Zwar ist er in Russland nach wie vor unumstritten, zumindest öffentlich wendet sich keiner im Kreml von ihm ab, aber im Ausland hat man genug von ihm.

Der Westen steht so geeint gegen Russland wie nie seit dem Fall der Sowjetunion. Die Botschaft ist klar: Was Russland macht, ist inakzeptabel und man muss dafür sorgen, dass das nie wieder passiert.

Nun hat der litauische Aussenminister Gabrielius Landsbergis (40) zu einem Antin-Putin-Gifel geladen, wie die «Bild» berichtet. Dieser startet am Freitag. Eingeladen seien Geschäftsleute, amtierende und ehemalige Spitzenpolitiker sowie Menschenrechtler und Journalisten aus Europa und den USA.

Der litauische Aussenminister Gabrielius Landsbergis hat zum Anti-Putin-Gipfel geladen.
Foto: Keystone
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«Er hat den Bogen überspannt»

Ziel der Veranstaltung: eine Strategie zu entwickeln, wie sich Russland «deputinisieren» und der «Bär erschlagen» lässt, zitiert die Zeitung aus dem Programm. Ein Teilnehmer sagt zu Bild: «Mit dem brutalen Krieg gegen die Ukraine hat Putin den Bogen überspannt. Seit Kriegsbeginn mussten bereits Zehntausende Russen für seinen Grössenwahn mit ihrem Leben bezahlen. Wenn wir Russland jetzt nicht von ihm befreien, wann dann?»

Kommt dazu: Die russische Armee scheint deutlich schwächer zu sein, als der Westen befürchtete. Die Idee eines Blitzkriegs ist grandios gescheitert, bisher hatte Russland keine Chance, Kiew einzunehmen. Doch langsam werden die russischen Erfolge grösser.

Vor einigen Wochen wurde die Strategie geändert und fast alle Kräfte im Osten gebündelt. Nun dringen russische Soldaten immer tiefer in die Donbass-Region vor.

Wie lange hält Sewerodonezk noch Stand?

Strategisch wichtige Städte wie Sewerodonezk und Lysytschansk werden von der russischen Armee belagert. Insbesondere Sewerodonezk droht das gleiche Schicksal wie der Hafenstadt Mariupol, die nach wochenlanger Belagerung grösstenteils zerstört ist.

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«Wir glauben, dass die russischen Streitkräfte den grössten Teil des Nordostens von Sewerodonezk einnehmen konnten, auch wenn die Kämpfe noch im Gange sind», sagte ein hochrangiger Pentagon-Mitarbeiter in Washington. Laut dem Leiter der Zivil- und Militärverwaltung von Sewerodonezk, Alexander Striuk, befinden sich noch immer zwischen 12'000 und 13'000 Menschen in der Stadt, die vor dem Krieg 100'000 Einwohner hatte.

«Sechzig Prozent des Wohnungsbestands von Sewerodonezk wurde zerstört, 85 bis 90 Prozent der Gebäude in der Stadt wurden beschädigt und werden umfassende Wiederaufbauarbeiten benötigen», sagte er.

Putins Truppen halten ihre Stellungen

Tödliche russische Angriffe wurden auch aus der nördlichen Stadt Charkiw gemeldet, während die Menschen dort nach dem Truppenabzug auf dem schwierigen Weg zur Rückkehr in die Normalität sind. Bei russischen Bombardements seien neun Menschen getötet und 19 weitere verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) in einer Rede. Unter anderem seien ein fünf Monate altes Baby und sein Vater getötet worden, während die Mutter schwer verletzt worden sei.

Zwar sind die russischen Truppen abgezogen, halten aber weiter ihre Stellungen im Osten von Charkiw. Die Ukrainer hoben neue Gräben um die Stadt aus und errichteten Betonsperren und Strassenkontrollpunkte, um sich auf einen möglichen neuen Angriff vorzubereiten.

Krieg ist ein «Wendepunkt»

Ein italienischer Friedensplan zur Beendigung des Konflikts wurde am Donnerstag von Russland abgelehnt. Dieser sah einen Waffenstillstand unter UN-Aufsicht, den Beitritt der Ukraine zur EU, aber nicht zur Nato, sowie einen Autonomiestatus für den Donbass und die Krim vor, die unter ukrainischer Souveränität bleiben sollten.

Bei ihrem Besuch in Kiew nannte die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin (36) den Krieg «einen Wendepunkt» für Europa. Das Vertrauen in Russland sei für Generationen verloren gegangen, betonte Marin.

Finnland hat unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in die Ukraine seine jahrzehntelange Bündnisneutralität aufgegeben und die Mitgliedschaft in der Nato beantragt. (vof/AFP)

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