Im Prozess um den Tod von vier Bootsflüchtlingen, darunter drei Kinder, bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland hat ein Gericht in Deutschland einen Schleuser aus dem Irak zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Die Strafkammer sprach den Mann am Donnerstag wegen versuchter Einschleusung mit Todesfolge schuldig. Der Angeklagte habe gewerbsmässig als Teil einer Bande gehandelt.
Für 4 Tote verantwortlich
Das mit mehr als 300 Flüchtlingen überladene Holzboot kenterte im Oktober 2015 im Mittelmeer zwischen der Türkei und Lesbos. Insgesamt starben mindestens 54 Menschen, der Angeklagte wird für vier Tode verantwortlich gemacht. Er brachte laut Anklage mit mehreren Komplizen 26 Menschen an Bord des Bootes. Für die Schleusungen soll er einen fünfstelligen Betrag erhalten haben.
Der Iraker, der später selbst nach Deutschland flüchtete und hier von Eltern der Opfer erkannt wurde, hatte die Vorwürfe bestritten. Die Eltern eines sechsjährigen Mädchens, das bei seiner Flucht über das Mittelmeer ertrunken ist, hatten ihn im Kieler Landgericht aber eindeutig als Schleuser identifiziert und für den Tod ihres Kindes verantwortlich gemacht.
Die Verteidiger hatten Freispruch und Haftentschädigung gefordert. Die Richter blieben bei ihrem Urteil unter dem Strafantrag der Staatsanwälte, die neun Jahre und vier Monate Haft beantragt hatten. (SDA)